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durch G. Erler’s Forschungen, der in einer umfangreichen Monographie das Leben und die literarische Wirksamkeit des hervorragendsten Berichterstatters für die Vorgeschichte des Konstanzer Concils, des Curialen Dietrich von Niem, dargestellt hat. Dem Fleisse desselben Mannes verdanken wir auch die Neuausgabe eines der Hauptwerke Dietrich’s „de scismate“, das die Geschichte des grossen Schismas von der Wahl Urban’s VI. bis zum Tode Alexander’s V. enthält und einen höheren Werth noch durch die genaue Kenntniss des curialen Lebens, das Dietrich aus eigener Anschauung kannte, erhält.

Die Neuausgabe Erler’s: Theoderici de Nyem de scismate libri tres[1] beruht auf der einzigen erhaltenen Handschrift, dem cod. Gothanus chart. Nr. 22, S. XV, die aber nicht bloss zahlreiche Fehler, sondern auch eine bedeutende Lücke aufweist, die nach der aus einer anderen (verlorenen) Handschrift abgeleiteten editio princeps (Norimbergae, apud Joh. Petreium, 1536) ergänzt ist. Für ein unbedeutendes Stück stand auch noch das Bruchstück einer Paderborner Handschrift zu Gebote, die auch jenen Bericht über die Schlacht von Nikopolis enthält, den Erler gleichfalls Dietrich zuweist und zum Schlusse abdruckt.

Die Ausgabe ist mit philologischer Akribie veranstaltet; der beigegebene umfangreiche Variantenapparat lässt es dem Benutzer beinahe als ein Glück erscheinen, dass der Herausgeber nicht eine grössere Anzahl von Handschriften zu berücksichtigen hatte. – Möchte doch bei Wiedergabe der Lesarten eines mittelalterlichen Schriftstellers der Herausgeber eine Auswahl treffen und sich auf jenes Mass beschränken, das in den neueren Hand-Ausgaben der Mon. Germ. eingehalten wird.

Dankbar werden die Benützer für die vielen sachlichen Anmerkungen sein. Ob es aber gerade nöthig war, diese, die Vorrede und das Namensverzeichniss in Lateinischer Sprache zu geben, erlaube ich mir zu bezweifeln. Es handelt sich um eine Deutsche Geschichtsquelle in Lateinischer Sprache, von einem Deutschen verfasst, von einem Deutschen in Deutschland herausgegeben. Unsere Geschichtswissenschaft hat sich, und zwar nicht seit gestern, so viel Ansehen erworben, dass einige Kenntniss unserer Sprache bei jedem Geschichtsforscher fremder Zunge vorausgesetzt werden darf. Wenn selbst die Leitung der Mon. Germ. in einzelnen ihrer neuen Abtheilungen für Einleitungen und Anmerkungen der Deutschen Sprache Raum gibt, was Böhmer bekanntlich schon früher geübt hat, und nur in der Folio-Ausgabe an der alten Regel streng festhält, so darf auch der einzelne Herausgeber jene Velleitäten getrost den Philologen überlassen.

  1. Vgl. Bibliogr. ’90, 990.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_362.jpg&oldid=- (Version vom 25.1.2023)