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Zur Historiographie Lambert’s von Hersfeld.
Von
Julius Dieffenbacher.


Die Beurtheilung Lambert’s von Hersfeld wurde in den meisten über ihn geführten Untersuchungen von der Frage nach seiner Parteistellung abhängig gemacht. Nur selten berührte man die viel wichtigere Frage nach dem Umfange und der Zuverlässigkeit seiner thatsächlichen Kunde. Und doch hätte man sich, um die Glaubwürdigkeit seiner Nachrichten zu prüfen, vor allen Dingen die Thatsache recht klar machen müssen, ob unser Autor auch wirklich im Stande war, alles das zu wissen, was er uns berichtet, und wieweit sich überhaupt die wahre Kenntniss der von ihm überlieferten Vorgänge erstreckte[1]; denn erst nach Beantwortung dieser Frage durfte untersucht werden, ob sein Werk als ein ungetrübter Niederschlag einer mehr oder minder zuverlässigen Berichterstattung anzusehen ist, oder ob wir darin eine kunstvolle, aus politischen Motiven gegen besseres Wissen verfasste Tendenzschrift zu erblicken haben.

Folgende Untersuchung will jener Aufgabe eingehender und genauer nachgehen, als dies bis jetzt gethan wurde; ich stütze mich dabei auf die Resultate meiner Dissertation: Lambert von Hersfeld als Historiograph[2], von der diese Abhandlung in gewissem Sinne eine Fortsetzung bildet. In den einleitenden Worten meiner Promotionsschrift (S. 9) habe ich den Weg vorgezeichnet, den

  1. Darauf hat besonders H. Bresslau (JBG I p. 144) aufmerksam gemacht.
  2. Heidelberger Dissertation. Würzburg 1890.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_301.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2023)