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schärferen allgemeinen Instruction zu handeln. Ferdinand ist damit nicht gerade einverstanden, aber da die Dinge nun einmal soweit gekommen sind, muss man sich zu helfen suchen.

Ferdinand fürchtet, wenn das Kammergericht, dessen Besoldung seit längerer Zeit rückständig war, auseinander ginge, würden die Lutheraner sich ein Haupt wählen, indem sie sagten, auf andere Weise könnten sie ihr Recht nicht finden. Die katholischen Fürsten würden sich möglichst vor Verwicklungen hüten, wenn ihnen der Kaiser nicht mit seiner Macht zu Hilfe käme. Er möge desshalb dem Erzbischof von Lunden oder Held oder beiden Auftrag geben „pour avec tout secret se trouver devers les princes chrestiens tant pour leur donner tout espoir de par vre Mte, comme aussi pour traicter avec eulx de manutenance et deffense contre les emprinses que vouldroient faire les Lutheriens“. Um diesen aber keinen Verdacht zu erwecken und die Praktik besser zu verhüllen, könne ja der Kaiser den genannten beiden oder einem von ihnen auch Verhandlungen mit den Lutherischen Fürsten auftragen. Wenn der Kaiser in dieser Weise den katholischen Fürsten Unterstützung verhiesse, würden sie um so leichter geneigt sein „daider a resister et empescher aux volontez des aultres et que les choses ne tumbent tout a ung cop en confusion irremediable“. Die bedrohliche Vermehrung der Lutheraner mache solche Vorsichtsmassregeln nothwendig.

Karl beantwortete dieses Schreiben des Bruders am 31. Mai, nachdem er den Bericht Held’s über den Tag zu Schmalkalden, wie schon erwähnt, am 9. d. M. erhalten hatte. Er habe, schrieb er, daraus ersehen, dass die Fürsten sich in Schmalkalden „fort insolens et absolutz“ gezeigt hätten. Dennoch würden sie, wenn man nur fest zu den katholischen Ständen hielte, wohl nichts unternehmen. Er sende Lunden und Held Vollmachten und überlasse ihnen, im Einvernehmen mit Ferdinand nach Gutdünken zu handeln. Vor allem müssten sie darauf sehen, dass die Lutheraner in diesem schwierigen Moment nichts Gewaltthätiges unternähmen, jedoch sich innerhalb der Bestimmungen des Nürnberger Friedens hielten. Wenn nöthig, könne Ferdinand einen Reichstag, jedoch auf einen möglichst fernen Termin, ankündigen und dafür das Erscheinen Karl’s in Aussicht stellen. Vielleicht liessen sich die Abtrünnigen dadurch von Ausschreitungen abhalten. Dass er im

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_283.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2023)