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unteren Classen höherer Lehranstalten (s. Bibliogr. Nr. 2055). Die vorliegende 1. Lfg. enthält Abschnitt I, Lehrstoff f. Sexta: Der Hohenzollern Thaten u. Leben in den letzten 500 Jahren von R. Stenzler und Abschnitt II, Lehrstoff für Quinta: Lebensbilder aus der Dt. G. v. 1415 bis auf die Karolinger von Fr. Lindner. Folgen soll noch ein 3. Theil: Lehrstoff für Quarta: Lehrbuch der G. d. Europ. Reiche seit dem ZA. der Entdeckungen von H. Landwehr.

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Wir gehen auf das Buch hier weit ausführlicher ein, als die Bedeutung der Publication an sich rechtfertigen würde; denn es handelt sich um die ersten Schritte einer von mächtigen Einflüssen erzeugten Bewegung, die sich nicht auf die Unterclassen beschränken, sondern den ganzen G.-Unterricht in ihrem Sinne umgestalten will. Das vorliegende Lehrbuch enthält laut Prospect „die in der Schulreform angestrebte neue Eintheilung und Behandlung des histor. Lehrstoffes“; es ist zwar zunächst für die Cadettenanstalten bestimmt, soll aber „durchaus für den Unterricht in den gleichen Classen aller höheren Lehranstalten verwendbar“ und „so zielbewusst und gehaltvoll bearbeitet“ sein, „dass es nur einer näheren Kenntniss desselben bedarf, um ihm den Weg zum allgemeinen Gebrauche zu öffnen“. Veranlassung zu besonders sorgfältiger Kritik ist damit für die Fachkreise gegeben. – In einem sehr wesentlichen Punkte allerdings dürfen wir die neuen Lehrbücher nicht ohne weiteres als vorbildlich für die gesammte angestrebte Neuordnung des G.-Unterrichtes behandeln. Ihnen ist, wie schon der Haupttitel andeutet, die sogen. regressive Methode zu Grunde gelegt. Diese aber soll nicht, wie man vielfach annahm, auf den ganzen Unterricht ausgedehnt werden, sondern auf die Unterclassen beschränkt bleiben. Wir erhalten darüber von bestinformirter Seite folgende Mittheilung, die sich zugleich über die Ziele des Unterrichts äussert:

„Ueber den G.-Unterricht im Preuss. Cadettencorps und die dabei zur Verwendung kommenden Hilfsbücher sind jüngst Ansichten verbreitet worden, welche auf Unkenntniss der thatsächlichen Verhältnisse beruhen. Der eigentliche G.-Unterricht beginnt auch im Preuss. Cad.-Corps erst in Unter-III und schreitet vom Alterthum zum Mittelalter bis zur neuesten Zeit fort: U.-III: 2 Std. alte G. bis 476; O.-III: 2 Std. MA. und neuere Zeit bis 1648; U.-II: 2 St. Neuzeit bis 1802; O.-II: 4 Std. 1802 bis Gegenwart, Wiederholung der gesammten, insbes. der Griech.-Röm. G.; U.-I: 3 Std. (zus. mit Erdkunde) vaterl. G. im 18. Jahrh., mit besd. Berücksichtigung der Kriegs-G. sowie unserer gesellsch. u. wirthsch. Entwicklung u. Gesetzgebung; O.-I: 3 Std. (zus. mit Erdkunde) vaterländ. G. im 19. Jahrh. bis zur Gegenwart wie in U.-I.“

„In den unteren Classen soll neben der Begeisterung für alles Grosse und Edle vorzüglich auch die Liebe zu Herrscher und Vaterland dadurch geweckt werden, dass der Lehrer den Schülern aus der vaterl. G. geeignete Beispiele dafür im Anschluss an die Lehrbücher erzählt. Im Einklang damit steht auch der diesen Classen in der Erdkunde und im Deutschen zugewiesene Unterrichtsstoff: VI: 1 Std. Lebensbilder a. d. Dt. G. von der Gegenwart bis 1415; V: 1 Std. Lebensbilder a. d. Dt. G. v. 1415 bis ZA. d. Karolinger; IV: Darstellung der hervorragendsten Persönlichkeiten und wichtigsten Ereignisse a. d. neueren und neuesten G. d. Europ. Reiche seit dem ZA. der Entdeckungen. Also nur in der Vorstufe schreitet die Betrachtung von der Umgebung und Gegenwart wie in der Heimathkunde vom zunächstliegenden rückwärts, wobei es sich weniger um ,Geschichte‘ als um ,Geschichten‘ handelt.“

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Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_192.jpg&oldid=- (Version vom 14.1.2023)