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Prof. Hänselmann ein 1503 von Herm. Bothen angefertigtes Zollbuch aus Braunschweig. Beide hoffen ihre Arbeiten bis zum Ende des Jahres zum Abschluss zu bringen.

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Comenius-Gesellschaft. Aus Anlass der Gedächtnissfeier an den im J. 1592 geborenen Joh. Amos Comenius wurde die Gründung einer Gesellschaft ins Auge gefasst, deren Aufgabe es sein soll, die Schriften und Briefe des Comenius, sowie seiner Vorgänger und Gesinnungsgenossen herauszugeben, die G. der altevangelischen Gemeinden (Waldenser, Böhm. Brüder, Schweizer Brüder u. s. w.) zu erforschen sowie die darauf bezüglichen Bücher, Hss., Urkk. etc. zu sammeln. Zunächst soll mit Herausgabe von „Monatsheften“ an die Lösung dieser Aufgaben gegangen werden; später sollen die Quellen publicirt werden. – Die Verfassung der Gesellsch. ist in ihren Grundzügen festgestellt und ist mit dem Aufrufe, der von Gelehrten fast aller Europäischen Länder und der Verein. Staaten unterzeichnet ist, bekannt gemacht worden. Die Comenius-Gesellschaft soll demzufolge ein über viele Länder verzweigter Verband werden, und nicht bloss aus Fachmännern, sondern aus Gebildeten aller Stände bestehen. Das Zustandekommen der Gesellschaft ist finanziell gesichert; die constituierende Versammlung wird im October in Berlin stattfinden. Einstweiliger Geschäftsträger ist Archivrath Dr. L. Keller in Münster in Westfalen.

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Die 41. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner fand vom 20.–23. Mai unter Vorsitz W. v. Christ’s in München statt. Zum ersten Male wieder seit 1885 bildete sich eine historische Section, unter dem Vorsitz Dr. H. Simonsfeld’s u. G. Egelhaaf’s. – Soweit deren Verhandlungen geschichtsdidaktische Fragen betreffen, kommen wir unten darauf zurück. Hier ist der Vorträge zu gedenken, zunächst des Vorsitzenden „Zur Methodologie der Geschichte“ – einer Besprechung des Lorenz’schen Buches, an welche sich eine längere Debatte knüpfte, ferner von Wolfram „über die Dt. Aufklärungsepoche und ihre Rückwirkung auf Baiern“, und des von Dr. Zimmerer über „die Identität des Homerischen Scheria mit dem heutigen Corcyra“. Im ganzen fanden 4 Sitzungen statt, die Zahl der Mitglieder, die sich als Theilnehmer bei der Section einzeichneten, betrug zuletzt 61.

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Aus den Vorträgen, die in den allgemeinen Sitzungen der ganzen Versammlung gehalten wurden, erwähnen wir: Fr. Ohlenschlager über die Röm.-archl. Forschungen der letzten 25 JJ. in Baiern, E. Schmidt, Aufgaben und Wege der Faustphilologie, und R. v. Scala, Isokrates u. die Geschichtschreibung. In der philologischen Section war für Historiker besonders von Interesse ein Vortrag F. Cauer’s über die kürzlich entdeckte Schrift vom Staate der Athener. Die scharfsinnigen Darlegungen des Vortragenden, der diese Schrift für nichtaristotelisch erklärt, stiessen freilich in der Versammlung auf lebhaften Widerspruch. Weniger lebhaft discutirt wurde ein Vortrag Vogel’s über Text-G. u. Abfassungszeit d. Diodorischen G.-werkes. Aus den Verhandlungen der pädagogischen Section verdient der Vortrag K. Hartfelder’s: Das Ideal einer Humanistenschule, hervorgehoben zu werden, in der neusprachlichen Section behandelte H. Breymann

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_183.jpg&oldid=- (Version vom 13.1.2023)