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Mit seinen durch den Trunk wieder etwas erfrischten Streitern zog Heinrich von den Hügeln in die Ebene herab zum Kampfe. Derselbe fand an derselben Stelle statt, an der vorhin Karl gesiegt hatte[1] – nur fochten die Gegner jetzt, wie bemerkt, mit gegen früher verkehrter Front. Vortrefflich geschlossen ritten Heinrich’s Leute zum Angriff auf die Franzosen an. Der erste Zusammenstoss blieb ohne Ergebniss, da die Reiter Heinrich’s ihre geschlossene Ordnung zu behaupten wussten. In der Gefechtspause nach diesem ersten Kampfe stellte Erard de Valery dem König Karl vor, dass alles darauf ankomme, die Feinde zur Lockerung ihrer festgeschlossenen Ordnung zu veranlassen, damit man zum Kampfe Mann gegen Mann in ihre Reihen eindringen könne. Dem Könige leuchtete dies ein, und er ermächtigte Erard, von seinen Leuten so viele auszuwählen, wie er zur Ausführung seines Planes für nöthig halte. Mit gegen dreissig Rittern wendete sich nun Erard zu scheinbarer Flucht[2]. Der Erfolg dieser von Erard angerathenen und ausgeführten Kriegslist war ein vollständiger. Die Spanier eilten die scheinbar Fliehenden zu verfolgen, und lockerten dadurch, wie Erard es gewollt, ihre Reihen. In neuem Angriff gelang es Karl, in dieselben einzudringen, im rechten Augenblick machte Erard auf seiner scheinbaren Flucht Kehrt und fiel den Gegnern in die Flanke. So spielte sich dieser letzte Act des Tages von Alba in einem furchtbaren Handgemenge Mann an Mann ab. Die vortreffliche, feste Rüstung der Leute Heinrich’s spottete des Schwerthiebes wie des Lanzenstosses, – die Franzosen rissen daher schliesslich die in der ungewohnten schweren Rüstung unbehilflichen Feinde im Ringkampf von den Pferden herab – ihre grössere Gewandtheit im Kampfe Mann gegen Mann sicherte ihnen in diesem harten Entscheidungskampf den Sieg. Heinrich selbst, dessen Streitross nach der Schlacht von den Franzosen reiterlos aufgefangen wurde[3], rettete sich durch die Flucht[4]. Die

    Beutemachen verhängnissvoll geworden war, die weiter nahe gelegt wurde durch den Umstand, dass später Heinrich von Castilien wirklich ins Französische Lager eingedrungen ist.

  1. Das hebt Primatus S. 661 ausdrücklich hervor.
  2. Primatus S. 661: „et se hasterent d’aler par devers la partie, que il estoit avis que la fuite deust estre la plus seure“.
  3. Karl’s Siegesbericht.
  4. Aus der Richtung derselben nach Rieti darf man keine Schlüsse
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_330.jpg&oldid=- (Version vom 13.10.2022)