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guten Sache eine Einladung zu einer höchst wichtigen Conferenz[1]. Der Polizeipräsident folgte dieser Einladung und begab sich zu Vincke. Ausser demselben traf Gruner dort noch den General von L’Estoq, Generallieutenant von Tauentzien, Minister von der Goltz, Generalmajor von Bülow, Geheimen Staatsrath Sack, Major von Blücher für seinen Vater[2]. Es wurde den Versammelten eine Vorstellung an den König vorgelegt, welche die drohende Lage des Preussischen Staates schilderte, den König zum Krieg gegen Frankreich aufforderte, ihn bat entweder selbst zu kommen und zu sehen, wie die Sachen stünden, oder den Bittstellern ihre Dienstentlassung ertheilen. Das war denn doch ein Eingriff in die Rechte des Königs, wie er grösser nicht denkbar ist. Daher wollten auch nicht alle das Schriftstück, das wohl unter Mitwirkung oder wenigstens unter den Augen des Prinzen August entstanden war, unterzeichnen. Gruner weigerte sich zu unterschreiben, weil die Vorstellung eine unangemessene Drohung enthalten würde und er seinen Kopf der Gefahr nicht entziehen, sondern nur für den König leben wolle. Goltz schlug ebenfalls seine Unterschrift ab und Sack trat der Ansicht Gruner’s bei[3]. In Folge dessen und weil Goltz bat, nicht zu unterschreiben, wurde zuerst der Schluss verworfen und in die Bitte um schleunigste Rückkehr des Königs nach Berlin abgeändert. Endlich aber beschlossen die Anwesenden die ganze Vorstellung ruhen zu lassen, bis auf die letzten Berichte Antworten eingelaufen seien. Goltz nahm das Schriftstück mit.

J. v. Gruner.     


Die neue Ausgabe der Correspondenz K. Friedrich’s von Württemberg mit Napoleon[4]. Nachdem Herr Dr. v. Schlossberger bereits in den Jahren 1886/1887 im „Briefwechsel der Königin Katharina und des Königs Jerome von Westphalen mit dem König Friedrich von Württemberg“ auch einige der denkwürdigsten Schreiben veröffentlicht hatte, welche zwischen dem König Friedrich und Kaiser Napoleon gewechselt worden sind, hat er neuerdings (1889) in einem besonderen Werke die politische und militärische Correspondenz der

  1. Bodelschwingh, Vincke’s Leben gibt p. 431 zwei Versammlungen bei Vincke an, nämlich am 25. April und 9. Mai. Die erstere wird in den Berichten Gruner’s nicht erwähnt.
  2. Also nicht unter Leitung des Prinzen August, wie M. Lehmann, Scharnhorst II p. 264 angibt. Danach ist auch Bodelschwingh, Vincke’s Leben I p. 431 zu ändern.
  3. Also nicht mit alleiniger Ausnahme des Minister Goltz, wie M. Lehmann, Scharnhorst II p. 264 annimmt.
  4. Vgl. Bibliogr. dieser Zeitschrift ’89, 2578 u. 5066. ’90, 1453.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_124.jpg&oldid=- (Version vom 17.10.2022)