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an ihn herantretenden Schwierigkeiten und entgegengesetzten Rathschlägen, weil er bei seiner trägen Natur keinen Entschluss zu fassen vermag, in eine Melancholie, die ihm zeitweilig die Urtheilskraft benimmt (v. Aretin S. 43). Der Kaiser, so berichtet Valerian am 5. September, verfällt über den Parteiungen seiner Räthe, den von keinem praktischen Vorschlag der Abhilfe begleiteten Warnungen vor dem Unheil, das von Wallenstein droht, in Argwohn, Furcht und tiefe Melancholie. – Der Gewährsmann von 1628 lässt Wallenstein dem Kaiser nach der Krone streben und folglich die Succession des ältesten Sohnes des Kaisers, des Königs von Ungarn, bekämpfen: er trage gegen diesen letzteren bittere Feindschaft im Herzen (S. 26). Eigentlich nur durch Einordnung in diese Gedankenreihe wird eine Stelle in Valerian’s Brief vom 5. September, wo er über eine verfängliche Frage Wallenstein’s bezüglich der auf des Kaisers Geschick einwirkenden Constellation berichtet, verständlich: wenn dieser Mann, sagt er, so wissbegierig seine und anderer Fürsten Nativität verfolgt, so wird er vielleicht auch die des Königs von Ungarn in Betracht gezogen haben, welche sehr tief steht. – Soll ich noch auf die Ansicht von Wallenstein’s Verhältniss zur Liga hinweisen? Wallenstein, so sagt der Anonymus von 1628, will allein in Deutschland bewaffnet sein, darum sucht er die Liga zu ruiniren und ihr Heer zu vernichten[1]. Der Bericht Valerian’s vom 9. October handelt vornehmlich über die Aussichten und die Störung des Wallenstein’schen Ziels, „die Liga zu entwaffnen (massima di disarmare la liga catholica)“.

Zum Schluss noch eins: Der Anonymus von 1628 ist nicht bloss Berichterstatter; vermöge seiner Beziehungen zum Spanischen Gesandten und Bairischen Kurfürsten wirkt er auch kräftig mit bei den Anschlägen gegen Wallenstein. Was thut aber Valerian im Jahr 1629? Wie die Stellung Wallenstein’s am kaiserlichen Hof durch Verbreitung eines Briefes desselben an Pater Lamormain erschüttert wird[2], da ist er bei der Hand, den Spanischen Gesandten, Aytona und Castro, einen auch dem Kurfürst Maximilian

  1. Rovinare la liga cath. (S. 30); ridurre a niente quell’ esercito; disfare quell’ esercito. (S. 39. 42.)
  2. Der Brief vom 28. Aug. bei Gindely II S. 210. Ueber seine Folgen vgl. Chlumecky Nr. 264 (S. 181); 267 (S. 186).
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_052.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)