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Aus einem Bericht Aytona’s, in dem dieselben Vorgänge auseinander gesetzt werden, ersehen wir, dass ihm in der That Wallenstein derartige Erklärungen gegeben hatte[1]. Und nicht nur auf thatsächliche Mittheilungen beschränkte sich der Verkehr der beiden Männer; da wo der Vortrag des Anonymus seinen Höhepunkt erreicht, indem er zu praktischen Vorschlägen, wie der Sturz Wallenstein’s zu bewirken sei, fortschreitet, und er verschiedenen Personen und Mächten ihre Rolle bei dem Werk anweist, erscheinen er und der Spanische Gesandte als zum Zusammenwirken berufene Verbündete (S. 31).

Auf welchen Mann passen nun die also nachgewiesenen Erkennungszeichen? Wie bei der Untersuchung über die Brucker Relation, finde ich keinen anderen als Valeriano Magno. Er war seiner Abkunft nach Italiener, von seinen beiden Brüdern als „Pater“ zu unterscheiden, als Kapuziner ein Freund seines Ordensgenossen Alexander von Ales, und als geborener Graf eine „hohe Person“. Ganz wie Alexander, so nennt ihn acht Jahre später ein theologischer Gegner[2]: einen Mönch von grossem Ansehen und vornehmem Auftreten (monachus magnae auctoritatis et magnam personam gerens). Dass er nähere Beziehungen zu Wallenstein hatte, und gleichzeitig vom Kurfürsten von Baiern als Vertrauensmann gebraucht wurde, habe ich schon nachgewiesen. Dass er am kaiserlichen Hof mit den kaiserlichen Räthen sowohl, wie besonders mit dem Spanischen Gesandten über die wichtigsten Fragen des Kriegs und der Politik vertraute Besprechungen hielt, werde ich in dem letzten Abschnitt dieser Abhandlung nachweisen. Dass er endlich den Jesuiten mit freiem Urtheil gegenüber stand, erklärt sich aus der Eifersucht der Orden, wie denn auch in der letzten Epoche seines Lebens diese Missgunst in grimmige Feindschaft übergegangen ist. – In der That, Valeriano Magno müsste einen wundersamen Doppelgänger haben, wenn

  1. Gindely II S. 39 Anm., am Ende: que lo que importava era que el emperador estubiese armado. Die Wahl sei zu verschieben, bis das Reich estuviese mas oprimido. – Vgl. auch S. 40 des Berichtes des Anonymus, dass Wallenstein Spanien nur so weit zu Gefallen sein werde, als es in seine Interessen passe, mit der entsprechenden Aussage Aytona’s bei Gindely II S. 39 Anm.
  2. Botsack, 1636. Vgl. Valerianus Magnus, indicium de acatholicorum et catholicorum regula credendi. Wien 1641, S. 186.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_045.jpg&oldid=- (Version vom 5.12.2022)