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am 2. August 1626 klagt derselbe über Zögerung in der Ausfertigung neuer Werbepatente; am 19. October spricht er dringend gegen die Absicht, neu geworbene Truppen abzudanken, und am 25. November kann der Bairische Gesandte mit Genugthuung berichten, dass der Kaiser in zwei an Wallenstein abgegangenen Befehlen den neuen Werbungen Halt geboten habe[1]. Für Wallenstein war die Fortsetzung der Werbungen gleichbedeutend mit dem Fortbestand einer leistungsfähigen kaiserlichen Armee. Es war also jetzt, gerade am Vorabend der Brucker Conferenzen, ein neuer Conflict zwischen ihm und seiner Regierung geschaffen, der seine Lösung ebenso dringend erheischte, wie die Quartier- und die Geldfrage.

Erst jetzt haben wir die Anlässe der Brucker Verhandlung beisammen. Versuchen wir nun, die Ergebnisse derselben, soweit sie sich unabhängig von unserem Bericht ermitteln lassen, festzustellen, um dann zur Beurtheilung des Berichtes zurückzukehren.

Ohne Zweifel ist die Quartier- und Werbungsfrage in Bruck verhandelt und im Sinne Wallenstein’s entschieden. Denn kaum ist die Conferenz beendigt, so sehen wir den Feldherrn mit Massregeln zur Abführung der Armee aus Ungarn beschäftigt; nicht darüber, dass sie überhaupt in Böhmen und Mähren ihre Winterquartiere nimmt, sondern nur noch über die Vertheilung der Quartiere im Einzelnen hat er mit der kaiserlichen Regierung zu verhandeln[2]. Und was die Werbungen angeht, so lesen wir in einem acht Wochen nach der Besprechung von Wallenstein erlassenen Werbepatent[3] die ausdrückliche und öffentliche Erklärung, dass die kaiserlichen Streitkräfte vermehrt werden müssten. „Die Ursachen," so schreibt Wallenstein wieder vier Wochen später, „warum Ihre Majestät mit viel Volk gefasst sein müssen, hab ich zuvor dem Fürsten von Eggenberg gemeldt“[4].

Bei diesen Werbungen tritt aber noch eine eigenthümliche

  1. Tadra S. 411. 452. Gindely I S. 159.
  2. Am 30. November (Tadra S. 464) wünscht er Questenberg’s Herkunft, „auf dass ich mich mit ihm wegen des Ueberrests unterreden könnte“. Der „Ueberrest“ ist wohl nach dem postscr. vom 6. December (S. 466) als „Ueberrest der Armee“ aufzufassen.
  3. 1627 Januar 20. (Tadra S. 472 Anm.)
  4. Chlumecky Nr. 73.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_029.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2022)