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gesprochen hatte, und zwar einige Tage vor dem 5. November 1626; zutreffend ist es ferner, dass, als er diese Ankündigung machte, seine Stimmung gegen die kaiserliche Regierung eine höchst gereizte war, sowohl wegen ihrer ungünstigen Kritik seiner Kriegführung, als wegen der trotz allen Drängens hartnäckig verschleppten Genehmigung seines seit dem 2. October[1] angezeigten Entschlusses, die Armee von Ungarn nach den Deutsch-Böhmischen Erblanden zu führen und dort in die Winterquartiere zu vertheilen. Aber liegt in diesem Unwillen der einzige oder auch nur der entscheidende Grund seiner Kündigung? Zu beachten ist, dass die Kündigung nichts Neues war. Bereits am 16. Februar 1626 hatte Wallenstein die Absicht, nach Beendigung des Feldzugs, also beim Eintritt des Winters 1626/27 vom Oberbefehl zurückzutreten, seinem Schwiegervater Harrach angezeigt, und am 16. März hatte er seine Anzeige so nachdrücklich wiederholt, dass Harrach auf das Schreiben notirte: „wie ich den Herzog kenne, wird er gewiss über den Sommer nicht zu erhandeln sein“[2]. Allerdings ein förmliches an den Kaiser gerichtetes Entlassungsgesuch war das nicht, aber, da das Schreiben vom 16. März zur Mittheilung an den Kaiser bestimmt war[3], so kam es in der Sache einem solchen gleich. Von seiner Abdankung als einer bevorstehenden Thatsache spricht denn auch Wallenstein noch zweimal nachher, am 5. und 13. Mai[4], und wenn er dann im Juni und Juli davon schweigt, so bricht er doch wieder am 18. August[5] in die Worte aus: „Gott behüte mich, dass ich in solchem Labyrinth weiter continuiren solle“. Verschiedene Ursachen sind es, die bei diesem Entschluss zusammenwirken: so die Umtriebe der Gegner am kaiserlichen Hof, die Zwistigkeiten mit Tilly und die Einwirkungen Baierns auf den Kriegsplan;

  1. Tadra S. 445.
  2. Tadra S. 324 (vgl. S. 326. 327); 336 und die zugehörige Note.
  3. Das ergibt sich aus Harrach’s Notiz, dass W. ihm über dieselbe Sache noch „ad partem expresse“ schreibt. Also das Hauptschreiben war nicht bloss für Harrach. Schon am 23. Febr. schreibt W.: „mein Herr wolle es (nämlich den Entschluss der Abdankung) i. M. andeuten.“
  4. Tadra S. 352/3. 356. Vgl. Hallwich, Aldringen S. 150 ff. Unterscheiden muss man diejenigen Erklärungen, in denen Wallenstein den Entschluss sofortigen Rücktrittes ausspricht, falls Colalto befördert werde.
  5. Tadra S. 429 postscr.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_027.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2022)