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Noch specieller auf Prof. Bindi’s Werk konnte hier nicht eingegangen werden; ich erkläre mich jedoch bereit, auf Verlangen noch weitere Beispiele zum Belege meiner Ausstellungen zu bringen. Ich schliesse mit der Versicherung, dass es mir höchst unerfreulich war, der mühevollen Arbeit eines verdienten Mannes gegenüber keinen freundlicheren Standpunkt der Beurtheilung einnehmen zu dürfen.

C. Frey.     


Puglia bei Lucca, der Stammort des Nicola Pisano? In der von dieser Zeitschrift (s. Bd. II, Nachr. Nr. 231) über die Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epoche in den Museen zu Berlin gebrachten Notiz wird von dem Referenten C. Frey gegen die Verfasser W. Bode und H. v. Tschudi ein einziger sachlicher Einwand erhoben, der, falls er richtig wäre, geeignet scheint, die Zuverlässigkeit der historischen Angaben des Katalogs zu discreditiren. „Nur eine in der That kühne Behauptung verlangt Abweisung“, heisst es: „Nicola Pisano wird kurz als aus Puglia bei Lucca stammend – – – angegeben.“ „Eine Ortschaft Puglia hat niemals existirt. Bode und v. Tschudi haben die unbewiesene, aus Localpatriotismus vorgebrachte Aeusserung Milanesi’s ohne Prüfung des urkundlichen Materiales – – – nachgedruckt.“ – Ich lasse die kunsthistorische Streitfrage, welche sich an Nicola Pisano’s künstlerische Herkunft knüpft, hier aus dem Spiel. Es handelt sich hier vor dem Forum der Historiker nur um die Existenz des Ortes Puglia oder Apulia bei Lucca, die auch ich noch neuerdings in meinem Buche „S. Martin von Lucca und die Anfange der Toskanischen Sculptur im Mittelalter“ behauptet habe, und zwar für die Zeit des Nicola Pisano, dessen berühmte Kanzel im Baptisterium zu Pisa von 1260 datirt. Ich beziehe mich nur auf urkundliches Material und literarische Nachweise, welche der Vorwurf localpatriotischer Erfindung aus Parteinahme in jenem kunsthistorischen Streite nicht treffen kann, welche dagegen einem „Historiker“ wie Fr. nicht unbekannt sein durften, wenn er es wagte, die Existenz der genannten Ortschaft zu leugnen und seinerseits einen Mann wie Milanesi, und andere hochverdiente italienische Gelehrte mit ihm, kurzweg Lügen zu strafen. In dem vortrefflichen, auch für die

    oft bis zu 12 u. 14, allerdings auch nur von wichtigen Werken. Inwieweit z. B. Tafel 227 bei Bindi: eine junge Abruzzesin aus dem Volke mit einem Gefässe auf dem Kopfe bei strömendem Regen, ein junger Bursch, ihr Liebhaber offenbar, hält schmunzelnd ein Parapluie über ihr – Abruzzenmonumente illustrirt, weiss ich nicht. (Von gleichem Genre sind Taf. 224, 118, 96 u. a. m.) Man kann sagen, Schulz hat jedes irgendwie Bedeutung beanspruchende Kunstwerk, soweit seine Kenntniss reichte, treu publicirt.

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_428.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2022)