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Francis Decrue führt uns mit seinem Werke Anne de Montmorency, connétable et pair de France[1] sous les rois Henry II., François II. et Charles IX. wieder nach Frankreich. In dieser wichtigen Arbeit beendigt Decrue die Lebensgeschichte Montmorency’s, deren erster Theil 1885 erschienen war. Für die Geschichte dieser Periode ist diese Arbeit grundlegend. Man begegnet hier der Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, welche auch sonst den Verfasser auszeichnen; doch scheint er sich, mehr noch als in seinem ersten Bande, in der Masse der benutzten Documente wohl zu fühlen. In einigen Nebenpunkten könnte man abweichender Meinung sein, man könnte vielleicht sein Urtheil über Montmorency ein wenig zu günstig finden, dennoch wird sein Buch von allen, die sich mit der Geschichte des 16. Jahrhunderts beschäftigen, herangezogen werden müssen.

Für denselben Zeitabschnitt wird man auch Le Traité de Cateau-Cambrésis von Baron de Ruble[2] berücksichtigen müssen. Von den 5 Capiteln des Werks ist das erste einer gedrängten Darstellung der Vorverhandlungen gewidmet; in den 3 folgenden schildert de Ruble den Abschluss des Vertrages mit den Italienischen Staaten, England und Spanien. Das letzte Capitel beschäftigt sich mit der Heirath und dem Tode Elisabeth’s von Valois und geht auf die verschiedenen geschichtlichen Probleme ein, welche sich an diese Ereignisse knüpfen. Der Verfasser will beweisen, dass „die Handlung, welche Heinrich II. am meisten zur Last gelegt wird, die grösste Wohlthat ist, welche er seinem Volke hinterlassen hat“. Wenn wir auch den geschichtlichen Werth der Arbeit de Ruble’s durchaus anerkennen, so können wir seine Folgerungen doch nicht ganz annehmen. Dass der Vertrag von Cateau-Cambrésis Frankreich Vortheile verschafft hat, ist wahr, und de Ruble hat Recht daran gethan, es auszusprechen; dass er aber alle Vortheile geboten hätte, welche man nach der Lage der Dinge erhoffen konnte, davon hat uns der Verfasser nicht überzeugen können.

Wir verlassen die Periode der grossen Kämpfe um das Europäische Gleichgewicht, und treten mit dem Buche des Marquis de Pimodan: La Mère des Guises, Antoinette de Bourbon (1494–1583)[3] in die Zeit der Religionskriege ein. Es ist eine tüchtige und brauchbare Arbeit, wenn auch zuweilen etwas hochtrabend und nicht immer ganz unparteiisch. Interessante Beilagen vervollständigen sie, besonders eine ziemlich umfangreiche Correspondenz der

  1. Paris, Plon. 8°. [Vgl. Bd. II Nachrr. Nr. 225 a.]
  2. Paris, Lafitte et Paul. 8°. [Vgl. Bd. II Nachrr. Nr. 225b.]
  3. Paris, Champion. 8°. 10 fr. 474 p.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_170.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2022)