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Bedenken erhoben, sich mit ihnen einzulassen[1]. Eine solche Sprache konnte Oranien doch kaum führen, nachdem am 12. und 14. October die Vollmachten der Oranisch-Holländisch-Seeländischen Deputirten für die Vertragsverhandlung mit den Generalstaaten ausgefertigt waren, und damit den von ihm erwähnten Bedenken ein Ende gemacht war, oder gar nachdem am 19. October die Verhandlungen über die Verbindung in Angriff genommen waren, und man aus dem Stadium des blossen Könnens in das des Vollbringens getreten war. Auf dieselbe zeitliche Grenze führt eine andere Bemerkung. Oranien setzt auseinander, dass es Philipp’s II. Grundsatz sei, die Niederländer durch falsche Freundlichkeit zu beruhigen und hinterher zu erdrücken: so habe er’s früher gemacht, und so werde er’s jetzt wieder machen (S. 149–152). Für die frühere Zeit führt er dabei thatsächliche Belege an, für die Gegenwart begnügt er sich mit der blossen Behauptung. Nun sehen wir ihn am 13. October ein paar aufgefangene Briefe von Philipp und seinem Sekretär Çayas, in welchen der grelle Beleg eines solchen Verfahrens für die Gegenwart vorliegen soll, mit grösstem Eifer im Süden verbreiten[2]. War es möglich, dass er diese Belastungsstücke überging, wenn er jenes Gutachten nach dem 13. October niederschrieb?

Anderseits kann das Gutachten nicht wohl früher als in dem ersten Drittel des Monats October verfasst sein. Dies leuchtet ein, wenn man den bereits angeführten Ausspruch über die stets mögliche Verbindung der Südprovinzen mit den Holländern nach seinem vollen Wortlaut liest. Er lautet: „Philipp wird in Betracht ziehen, dass ihr euch stets mit uns verbinden könnt, ja dass ihr euch schon mit uns verbunden habt.“ Was Oranien hier meint, ist allem Anschein nach dieses: förmlich habt ihr

  1. Plusieurs font difficulté de s’en mesler (S. 153).
  2. Gachard, Corresp. de Guillaume III S. 127. Es sind zwei Briefe von Philipp und einer von Çayas an Roda. Erstere in der Corresp. de Philippe t. IV Nr. 1715, 1716. Es wurden dann weitere Berichte von Roda und Lopez aufgefangen, vom 23. Sept. bis 7. Nov. reichend; abgedruckt in den Memoiren vom Champagny S. 170–201. Ueber die Geschichte dieser Interceptionen vgl. Champagny S. 169; Granvelle, Corresp. VI S. 455/6; Gachard, Corresp. de Philippe t. IV Nr. 1737; 1747. – Ueber weitere Interceptionen von Briefen Philipp’s an Roda vom 17. u. 29. Oct.: vgl. Gachard V Nr. 1798 S. 63.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Quidde (Herausgeber): Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br. 1890, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_038.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2022)