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zweifelsohne eine persönliche Abneigung bestanden[1]. Freilich war es nicht Gerechtigkeitsliebe, welche Bernstorff zu einer solchen Haltung bestimmte. Vielmehr handelte es sich für den dänischen Staat um Sein oder Nichtsein und galt es vor Allem, eine Annäherung Russlands nach Möglichkeit zu verhindern[2][WS 1].

Während der Thronwechsel in Petersburg bei den Dänen die grösste Bestürzung und die schlimmsten Befürchtungen hervorrief, begrüsste Friedrich der Grosse diese Botschaft mit unverhohlener Freude, zumal Peter III. bereits als Grossfürst seine Vorliebe für alles Preussische wiederholentlich bekundet hatte. „Die russische Kaiserin ist todt; der neue Kaiser ist uns sehr wohlgesinnt“: so schrieb er am 11. Februar an seine Schwester in Stockholm[3]; und er war nicht der Mann, der sich die unverhofft günstige Conjunctur entgehen liess, in ein freundschaftliches Verhältniss zu Russland zu treten. Sogleich entsandte er den Obersten von der Goltz[WS 2] in einer ausserordentlichen Mission nach Petersburg und ermächtigte ihn, die Garantie Preussens für die Besitznahme Holsteins durch Peter und die Neutralität für den Fall eines dänisch-russischen Krieges anzubieten. Mit offenen Armen wurde von der Goltz am kaiserlich-russischen Hofe empfangen. Die Verhandlungen nahmen einen ebenso glatten wie schnellen Verlauf, und schon am 5. Mai wurde zu Petersburg der Friede, am 19. Juni ein Allianzvertrag unterzeichnet, von denen namentlich der letztere hier besonders hervorgehoben zu


    de sa route ni par les reproches qu’on lui témoigne ni par les espérances si vagues et si incertaines qu’on lui présente et par lesquelles il est trop sage pour se laisser leurrer.“ Ferner: „Sa Maj. s’est résolue à la neutralité par amour pour la justice et par amour pour Ses peuples“. Correspondance Ministérielle etc. Kopenh. 1882. I, 264 u. 266.

  1. Zahlreiche Beispiele bei Vedel, S. 22–24. Bernstorff an Graf Asseburg in Stockholm (Kopenh. 15. Aug. 1757): „Le roi de Prusse n’a rien fait contre le Danemarck; de quel droit participerions-nous donc à une guerre qui ne nous regarde pas et pourquoi prendrions-nous les armes contre un prince qui ne nous a point attaqués…?“ Corr. Minist. I, 143.
  2. Vergl. [Vedel]: Grev v. d. Ostens Gesandtskaber, in Dansk Historisk Tidsskrift. Abth. IV, Bd. 1, S. 521 ff; Vedel, a. a. O. S. 131–77. – Bernstorff an Choiseul, Kopenh. 23. April 1760: „Depuis que la Russie s’est fait connaître aux nations policées de l’Europe, elle est l’objet de la terreur de toutes celles dont elle s’approche.“ Corresp. S. 138, vergl. 141 u. 143.
  3. Dieser Brief ist nach dem Original von Klinckowström in den Beilagen zu Fersen’s Historiska Skrifter III, 323 abgedruckt worden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): Tidskrift
  2. Wilhelm Bernhard von der Goltz, preußischer Gesandter am Hofe Peters 1762.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_426.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)