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– Wenn man die Ruprecht-Bände einmal ausscheidet, die allerdings aus dem Rahmen des Unternehmens einigermassen heraustreten (mit denen es aber auch seine besondere Bewandtniss hat, worauf vielleicht ein andermal zurückzukommen ist), so wird man die Berechtigung dieses Vorwurfes nicht zugestehen können. Mag sein, dass an Varianten anfänglich auf germanistische Anforderungen hin des Guten zu viel gethan ist, dass auch sonst – wie selbstverständlich – sich Einzelnes mit gutem Grunde anders machen liesse: im Grossen und Ganzen bringen die drei ersten Bände (und ebenso die drei letzten) nicht mehr, als die Sache durchaus erfordert. Ich möchte glauben, dass Jeder, der mit diesen Bänden intensiv gearbeitet hat, dem beistimmen muss, und dass die entgegengesetzten Urtheile dem ersten Schein zu viel vertrauten. Den Besorgnissen aber wegen der Ausdehnung des Unternehmens bei Fortführung nach denselben Grundsätzen hat W. selbst schon im Vorwort des 1. Bandes vorgebaut. Die Nothwendigkeit einer immer weitergehenden Beschränkung, weniger in den Vorarbeiten als in der Auswahl des Aufzunehmenden stand ihm schon damals klar vor Augen, und er hat sie seinen Mitarbeitern stets aufs neue eingeschärft.

Während der 1. Band der Reichstagsacten langsam vorwärts rückte, hatte W. auf seinem Lebenswege die entscheidenden Stationen des Glückes und Leides in rascher Folge zurückgelegt. Schon gleich nach seiner Uebersiedlung nach München hatte er geheirathet. Im Frühjahr 1863 war die Berufung nach Erlangen erfolgt; dort aber wurde ihm am 8. Nov. 1865 nach nur fünfjähriger glücklicher Ehe seine Gattin entrissen, und er hat diesen Schlag nie ganz verwinden können. Die 1867 erfolgende Berufung nach Tübingen in das durch R. Pauli’s Massregelung frei gewordene Ordinariat brachte ihn wenigstens in andere äussere Verhältnisse.

In Tübingen betheiligte sich W. lebhaft am politischen Leben, dem sein Interesse schon in den Studentenjahren zugewandt war. Von der Bewegung von 1848 hatte er tiefe Eindrücke erhalten, sehr früh dann schon sich denen angeschlossen, welche die Einigung Deutschlands unter Preussens Führung erstrebten. Der Gang der politischen Ereignisse und die Uebersiedlung nach Tübingen gaben diesem Interesse neue Nahrung, und so trat er dort als einer der Wortführer der „Deutschen Partei“ gegen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_333.jpg&oldid=- (Version vom 30.11.2022)