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könne. Derselbe Geist belebt die École des Chartes wie die École Normale, die Faculté des lettres wie die École des Hautes Études.

Die orientalischen Studien prosperiren; mit den Hrn. Maspero, Grébaut, de Rochemonteix, Révillout gedeiht unsere ägyptolog. Schule gleich der assyr. unter den Herren Oppert, Halévy, Amiaud[1] und Ménant.[WS 1] – Das griechische Alterthum hat Dank der École d’Athènes nie aufgehört, Gegenstand zahlreicher Arbeiten zu sein, und in den letzten Jahren hat die Société pour l’encouragement des travaux grecques diesem Zweig der Wissenschaft einen neuen Anstoss gegeben. Wir wollen nur an die Namen der Herren Foucart, Perrot, Homolle, D. Rayet, A. Dumont, Th. Reinach erinnern. Das römische Alterthum ist viel mehr vernachlässigt. In den letzten Jahren jedoch ist durch die École de Rome auch auf diesem Gebiet die Thätigkeit wieder aufgenommen worden. Die epigraph. Studien werden durch die Herren Jullian, Cagnat, Héron de Villefosse, S. Reinach, Thédenat repräsentirt. Die Bearbeitung röm. Geschichte durch die Herren Boissier, Bouché-Leclercq, Bloch, Lécrivain, de la Blanchère, Jullian, Guiraud, Lacour-Gayet etc. lässt hoffen, dass die römische Geschichte für unsere Gelehrten bald ebenso viel Anziehung haben wird, wie die griechische. Was die Studien über Mittelalter und Neuzeit anbetrifft, so hat sich nicht nur die Anzahl der Studirenden merklich vergrößert, sondern auch ihre Arbeiten zeigen viel mehr Genauigkeit und Kritik wie früher. Um sich Rechenschaft abzulegen von den erreichten Fortschritten, genügt es die Textausgaben zu vergleichen, welche heute durch die Société d’histoire de France gegeben werden, und die, welche zwischen 1840–60 erschienen sind, oder die bewundernswerthe Ausgabe der Briefe Gerbert’s, welche Herr J. Havet soeben hat erscheinen lassen, mit derjenigen des Herrn Olleris. Kritische Arbeiten haben sich vermehrt. Kenntnisse in Diplomatik und in Paläographie haben sich bei denen verallgemeinert, welche sich mit mittelalterlicher Geschichte beschäftigen, ob sie nun zum Universitäts-Unterricht oder zur École des Chartes gehören. Zu bemerken ist auch noch, wie sehr sich die Arbeiten über Verfassungs-Geschichte vermehrt haben; nach dieser Seite hauptsächlich wendet sich die Aufmerksamkeit derer, die sich mit unserer National-Geschichte beschäftigen. Die Arbeiten der Herren Fustel de Coulanges, Beauchet, Glasson über die fränk., Luchaire über capeting. Institutionen, Thomas über Provinzialstände, Molinier über Languedoc, Aubert über das Parlament, N. Valois über den königl Rath – um nur einige

  1. Dieser ist neulich durch einen plötzlichen Tod der Wissenschaft entrissen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. lt. Korrektur-Meldung ergänzt um: Hr. Renan glänzt in den semitischen Studien durch Gelehrsamkeit und schriftstellerisches Talent.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_175.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)