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Gegner zu entledigen, ein gleiches Verfahren auch den Guelfen ihrer eigenen Stadt gegenüber anzuwenden. Sie liessen zu dem Zweck in der Stadt durch ihre Anhänger einen Tumult erregen, zugleich aber das Gerücht aussprengen, die Guelfen hätten verrätherischerweise zu den Waffen gegriffen. Als nun aus dem Tumult sich ein harter Kampf entwickelte, blieben die de’ Buonacossi, da sie ja alles gut vorbereitet hatten[1], Sieger. Nun aber hüteten sie sich wohl ihre besiegten Gegner aus der Stadt zu vertreiben, sondern wandten sich vermittelst des ihnen günstig gesinnten Vicars Lappo di Farinata an den König und verlangten die Ausweisung der Guelfen.

So machten sich wiederum überall die Parteigegensätze ganz mit derselben Schärfe geltend wie vorher, ehe Heinrich nach Italien kam. Der Grund dafür war wesentlich in der verkehrten, allzu idealistischen Politik des Königs zu suchen. Indessen bedurfte es noch weiterer Erfahrungen für Heinrich, um ihn zum Aufgeben dieser Politik zu bewegen.

Zunächst beschäftigten ihn die Mailänder Verhältnisse. Mailand musste schon am 20. Februar aufs neue den Fidelitätseid leisten[2], aber erst am 20. März erhielt es die ihm von früheren Königen und Kaisern gemachten Schenkungen bestätigt[3]. Cremona und die anderen rebellischen Städte hoffte Heinrich leicht zum Gehorsam zurückzuführen. Er befahl dem Generalvicar Amedeus von Savoyen, das Gebiet dieser Städte zu verwüsten[4]. Aber der

  1. Alb. Mussato 358 und Ferreto von Vicenza 1063 ff. Nach letzterer Quelle wurden die Guelfen im Kampfe sogleich vertrieben, Mussato hingegen erwähnt von dem Kampfe nichts, lässt vielmehr das Weggehen der Guelfen in friedlichster Weise geschehen, indem sie einem Befehle des Vicars und des Bischofs Aimo von Genf gehorchen. Ich glaubte Ferreto’s Bericht nicht ganz verwerfen zu sollen, weil derselbe gut unterrichtet sein konnte und es andererseits nicht ganz unwahrscheinlich sein dürfte, dass der an diesen Vorgängen persönlich interessirte Mussato hier absichtlich den wahren Sachverhalt verschleiert.
  2. Dönniges I, 39–41.
  3. Dumont, Corps diplomatique I, 363.
  4. Da Amedeus am 17. April schon wieder zu Mailand urkundet (Dönniges II, 6), so wird ihm der Auftrag zu jenem Plünderungszuge vielleicht schon Ende März ertheilt sein. Dass auch Walram, des Königs Bruder, an diesem Zuge Theil genommen habe, berichtet Ferreto von Vicenza 1067. Diese Nachricht scheint auch durch Nicolaus von Butrinto 86 ihre Bestätigung zu finden.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_116.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)