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Torre unterliegen, vielleicht trieb ihn nur innerer Thatendrang, kurz er sammelte die in jener Gegend ansässigen Ghibellinen um sich und eilte den nördlichen Stadtvierteln zu. Eine Schaar Deutscher, welche gleichfalls noch nicht in den Kampf eingegriffen hatte, schloss sich, als sie merkte, dass sie hier befreundete Ghibellinen vor sich hatte, ihm an[1]. Bei Ponte vecchio angekommen, merkte Galeazzo jedoch, dass der Kampf schon entschieden war, denn er traf auf Reste der von den Deutschen geschlagenen und zersprengten guelfischen Schaaren. Er unterliess es daher auch, sofort zu den Vasta Torriana zu eilen, sondern liess vorerst die Porta Comana öffnen und die österreichischen Truppen in die Stadt eintreten. Dann erst ging es zu den Vasta. Als man hier ankam, war in der That schon alles vorüber, die Deutschen waren nur noch damit beschäftigt, die Häuser der besiegten Feinde, aber auch diejenigen ganz unschuldiger Mitbürger auszuplündern. Galeazzo bemühte sich nach Kräften dem Treiben Einhalt zu thun, doch hatte er wenig Erfolg, die Zerstörungswuth der Deutschen kannte keine Grenzen. Erst ein königliches Edict stellte nach Verlauf mehrerer Tage die Rechtssicherheit wieder einigermassen her[2].

Dieses war in den Hauptzügen der Verlauf des für Heinrich’s Unternehmen so folgenschweren Ereignisses[3]. Dass dasselbe in Guelfenkreisen überall die grösste Erregung hervorrufen

  1. Freilich P. Scheffer-Boichorst, Florentiner Studien (Leipzig 1874), p. 177, denkt sich den Hergang ganz anders. Er sagt: „Es ist kein Zweifel, dass eine Verbindung Galeazzo Visconti’s mit Franceschino della Torre die Revolte veranlasst hat. Zunächst kämpfen beide für die Freiheit ihrer Vaterstadt. Erst als die della Torre das Weite gesucht, macht Galeazzo mit den Deutschen gemeinsame Sache.“ Diese Auffassung findet indessen in den Quellen durchaus keine Begründung, vielmehr muss man nach dem Berichte des Cermenate nothwendig annehmen, dass Galeazzo, während der Entscheidungskampf erfolgte, daheim im Palaste seines Vaters war.
  2. Alb. Mussato 344.
  3. Bei der obigen Darstellung ist im Wesentlichen Joh. de Cermenate zu Grunde gelegt. Sein Bericht ist genau, beruht auf Autopsie und eingehenden Erkundigungen und findet auch durch Nicolaus von Butrinto 82 ff. die vollste Bestätigung. Zu dem absprechenden Urtheil, welches hier Dönniges, Kritik etc., p. 91–92, über Cermenate fällt, liegt kein Grund vor.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_109.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)