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König Heinrich VII. und die lombardischen Städte in den Jahren 1310–1312.
Von
Gustav Sommerfeldt.


I.

Als Heinrich VII. im Jahre 1310 an die Ausführung seines lange geplanten und sorgsam vorbereiteten Unternehmens des Römerzuges ging, war die Lage der Verhältnisse in Oberitalien für ihn so günstig, als sie es zu jenen Zeiten der geschwächten Kaisermacht irgend sein konnte[1]. Die lombardischen Städte empfingen Heinrich mit grosser und, was wichtig war, mit ungeheuchelter Freude. Sie hofften von dem Könige, der mit so grossen Verheissungen ihr Land betrat, das Beste für sich und strebten mit allen Mitteln danach, sich sein Wohlwollen zu erringen. Heinrich’s Marsch von Susa bis Mailand glich daher in Wahrheit einem einzigen Triumphzuge.

Wer nun die Dinge nur nach ihrer Aussenseite betrachtete, musste glauben, dass bei der offenbaren Willfährigkeit aller Italiener Heinrich’s Herrschaft durch die blossen Acte der Besitzergreifung, die er in den einzelnen Städten vornahm, genügend gefestigt sei. Es bedurfte eines tieferen politischen Verständnisses, als es miterlebenden Zeitgenossen eigen zu sein pflegt, dazu, um die weite, unausfüllbare Kluft zu erkennen, welche die auf ihre

  1. Vgl. darüber meine Dissertation „Die Romfahrt Kaiser Heinrich’s VII.“ (1310–1313), Theil I, Königsberg, Gräfe u. Unzer 1888, besonders S. 32 ff. Ich bemerke, dass der gegenwärtige Aufsatz an die Dissertation unmittelbar anknüpft und die Fortsetzung der dort gegebenen Darstellung bildet.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_097.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)