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in einzelnen Abstimmungen den Zünften geneigt. Brunetto Latini tritt in den Rathssitzungen nicht besonders hervor[1]. Der Hass gegen den halbaufgezwungenen Frieden des Cardinals Latino, an den das Colleg der Vierzehn stets erinnerte, mag manchem der guelfischen Adlichen die Gefahren, die ihm von den Zünften her drohten, in einem ungefährlicheren Lichte haben erscheinen lassen. Waren doch die Zünfte guelfisch gesinnt und gehörten ihnen auch schon adliche Familien an. Zahlreiche Söhne derselben, welche jetzt, im Dienste der Comune gut bezahlt, die Ritterwürde und andere Ehren erwarben, fühlten sich augenblicklich in ihrem Dasein wohl auch ganz befriedigt. Einen Verzicht auf ihre Herrschaft hatten ja auch die grossen Familien noch keineswegs geleistet. Was man nicht auf directem Wege für sich beanspruchen konnte, das war vielleicht auf einem Umwege zu erreichen und neu zu befestigen. Nach heissem Ringen, das sich durch das nächste Jahrzehnt hinzieht, sollten sich aber die Grandi in dieser Hoffnung bitter betrogen sehen.




1. Excurs zu S. 60.

Es mag an einem Beispiel gezeigt werden, wie schwierig die Feststellung des Thatsächlichen hier bei den scheinbar genauesten Angaben ist und Villani’s so oft mit Recht angefochtene Erzählungen auch einmal wahr sein können. Villani erzählt (VIII, 50), der Papst sei am 18. December 1275 in der Grafschaft von Florenz angekommen, habe über den Arno setzen wollen, dieses nicht gekonnt, da der Arno zu stark angeschwollen gewesen sei, habe desshalb die Brücke Rubaconte passirt und die Stadt durch das Thor San Niccolò wieder verlassen, nachdem er dieselbe wieder excommunicirt und das Psalmenwort über sie gesprochen: In camo et fraeno maxillas eorum constringe. In der Badia a Ripoli habe er übernachtet und sei dann sofort weitergereist. Mit Villani stimmt im Wesentlichen Paolino Pieri überein, auf den sich Villani bei seiner Angabe zu berufen scheint. Nur ist er nicht so detaillirt in seinen Angaben wie Villani.

Guido de Corvaria hat die Notiz: Die Jovis XIII Decembris

  1. Er war bei den Verhandlungen über den Abschluss des Friedens des Cardinals Latino einer der beiden Syndici der Guelfenpartei, nahm also eine hervorragende Stellung ein. In den Consulte finde ich ihn nur zum 21. October 1282 und zum Januar 1285 als Rathsherr erwähnt. Das eine Mal spricht er für die Parte Guelfa, das andere Mal zur Revision wichtiger Statutenparagraphen. Le Consulte S. 109 u. 153.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_093.jpg&oldid=- (Version vom 4.11.2022)