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oder man in der Stadt fürchtete, der König könne seinen Sieg auch gegen sie zu stark ausbeuten: durch Vermittlung des Papstes suchte man beim Könige die Ernennung eines Podestaten italienischer Nationalität zu erreichen[1]. Der Papst empfahl dem Könige, den Grafen Guido Guerra zu bestellen. Das that der König zwar nicht, doch ernannte er in der That einen Italiener, der ihm vom Papste im Allgemeinen empfohlen war, einen Malatesta de Verolo (Verucolo) von Rimini. Im November 1268 ist er schon in Florenz nachweisbar[2]. In Verbindung mit ihm haben dann die Guelfen die Stadt von allen ghibellinischen Elementen gründlich gereinigt. Ist doch die grosse Verbannungsliste vom 12. December 1268 datirt[3]. Weniger energisch zeigte sich die Comune gegen die ghibellinischen Feinde der Nachbarschaft. Sie unternahmen erst im Mai des folgenden Jahres einen erfolglosen Zug gegen Poggibonzi, den die Sienesen mit einem Einfall ins Elsathal beantworteten, als König Karl in der Person des Jehan Bertauld Herrn von Nangis[4] einen Vicar mit einer Abtheilung französischer Ritter nach Tuscien geschickt hatte. Dieser warf sich am 17. Juni 1269[5] mit seiner und der Florentiner Reiterei höchst ungestüm auf die Sienesen, welche im Begriff waren, die Belagerung von Colle aufzugeben, da sie den Anmarsch des florentinischen Fussvolks in Erfahrung gebracht hatten. Die guelfischen Reiterschaaren erfochten einen vollständigen Sieg. Guido Novello salvirte sich glücklich mit seiner Umgebung, aber Provenzano Salvani, die Seele der ghibellinischen Partei, blieb mit den gefürchteten deutschen Reisigen auf dem Schlachtfelde. Die Franzosen gaben keinen Pardon, die Florentiner schlugen ihrem verhassten, viel gefürchteten Feinde den Kopf ab. Ein rachesüchtiger Sienese

  1. Martène et Durand, Thesaurus II, 629. Ich setze hierbei voraus, dass das, was der Papst so bestimmt vorhersagte, auch eingetreten ist, und dass das Ganze ein abgekartetes Spiel zwischen dem Papst und der Comune war.
  2. Del Giudice II, 1, S. 236.
  3. Arch. stor. Ital. Ser. IV, T. XVIII, S. 362.
  4. Nangeo. Wesshalb Perrens diesen Provençalen, der u. a. Conradin seinen Tod anzeigte, Sire von Hangest nennt, ist mir unverständlich. Sein Vorname wird allerdings sehr verschieden geschrieben, z. B. auch Bricaudi. (Saint-Priest III, 389.) Die Italiener nennen ihn Giambertaldo.
  5. Ueber das Datum kann kein Zweifel bestehen. S. Quellen und Forschungen II, 280, Anm. 1.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_051.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)