Seite:De DZfG 1889 02 009.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

entstanden sein möge) nicht nur gehabt, sondern auch mit ihr so indiscret operirt habe, dass sie Anfang Juli schon überall bekannt war, woraus sich dann auch erklärt, dass eine abschriftliche Uebersetzung derselben in den Besitz des Kurfürsten von Sachsen gelangen konnte. Dass ein solcher Vorfall für Ferdinand nicht nur im höchsten Grade verletzend sein, sondern auch seine an sich schwache Autorität empfindlich erschüttern musste, versteht sich von selbst. Denn wenn es überall bekannt wurde, dass der Kaiser über Ferdinand’s Regierung und den hauptsächlichen Träger derselben so urtheile, so konnte es nicht anders sein, als dass die längst rege Opposition sich dadurch ausserordentlich ermuthigt fühlte. Um den bedenklichen Charakter eines solchen Zwischenfalls recht zu würdigen, müssen wir uns erinnern, dass eben damals Waldshut den Befehlen Ferdinand’s kecken Widerstand entgegen zu setzen und die Bauern von Stühlingen sich gegen die Grafen von Lupfen zu erheben begonnen hatten, während die drohende Ausführung der Regensburger Beschlüsse ganz Oberdeutschland mit wachsender Gährung erfüllte.

Wie verhielt es sich denn nun aber mit diesem seltsamen Actenstück? Hatte der Kaiser dasselbe wirklich, wie die angekündigte Antwort an Ferdinand behauptete, nicht ausgefertigt? Wie war es dann entstanden? Hatte es etwa Hannart sich selbst geschmiedet? Das wäre doch ein höchst verwegener, fast beispielloser Streich gewesen.

Sehen wir den Entwurf der Antwort genauer an, so zeigt sich, dass der Erlass der Instruction doch nicht so kategorisch abgeleugnet wird, wie es auf den ersten Blick scheint. Der Kaiser „meint (entend) nicht eine solche Instruction unterzeichnet zu haben, und wenn etwas Derartiges geschehen wäre, so wäre es ohne Wissen Sr. Majestät geschehen et pour quelque habilete“. Man sollte doch wohl meinen, wenn Karl wirklich die fragliche Instruction nicht erlassen hätte, so würde die Antwort gelautet haben: „Ich habe eine solche Weisung nicht gegeben, ich werde Hannart sofort zur Verantwortung ziehen.“ Statt dessen will er Hannart auffordern, seine Originalinstruction einzusenden, dann werde sich die Wahrheit herausstellen! Wurden denn von so wichtigen Actenstücken in der kaiserlichen Canzlei keine Concepte aufbewahrt? Und wenn wir dieses schwer Denkbare einmal annehmen wollten, waren denn Karl und seine Räthe

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_009.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)