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Auf seine Truppen war daher, da der gegenüberstehende Feind sie nicht losliess, nicht zu rechnen bei der Aufgabe, nach dem Rückzug von Padua im October 1509 die Vertheidigung der freiwillig oder gezwungen dem Kaiser zugefallenen venetianischen Gebietstheile zu organisiren. Um es kurz zu sagen, war bei der Entmuthigung und Desorganisation des Heeres die Aufgabe unlösbar, die dem Banner von St. Marco leidenschaftlich ergebene Bevölkerung des platten Landes, sowie zahlreiche Städte und Flecken von mehr als schwankender Gesinnung in der Treue festzuhalten. Im Lauf weniger Wochen gingen dann, wie oben angedeutet, die leicht gemachten Eroberungen ebenso leicht wieder verloren. Max war über Vicenza und Verona nach Roveredo geeilt, ohne einen Stellvertreter zurückzulassen. Jede unmittelbare obere Leitung hörte auf. Jeder Führer, jeder Commandant handelte auf eigene Faust, wie es ihm den Umständen nach zweckmässig erschien.

Man ist wohl der Ansicht gewesen, dass Fürst Rudolf von Anhalt damals in die Stelle eines obersten Feldhauptmanns eingerückt sei. Doch scheint mir das nur eine durch Zeugnisse und Thatsachen widerlegbare Präsumption zu sein, aus der Rolle, welche im folgenden Jahre ihm zugefallen ist[1]. Rudolf, der von Jugend auf dem Kaiser handgreifliche Beweise uneigennütziger Anhänglichkeit gegeben und ihm noch im verflossenen Jahre als General im geldrischen Kriege wichtige Dienste geleistet hatte, nahm 1509, wenn nicht alles trügt, nur die Stellung eines Befehlshabers der deutschen Landsknechte, vielleicht sogar nur eines neben andern, ein[2]. Als solcher hatte er sich bei dem

    1509, Geh. Haus- Hof- und Staatsarchiv zu Wien, Ueber Erich’s Bescheidung zum Kaiser s. Schönherr 98 mit der Berichtigung Huber’s Geschichte Oesterreichs III, 380.

  1. S. G. Stier, Herzog Rudolf der Tapfere in Italien, in Mittheilungen des Vereins für anhaltische Geschichte III (1881), 65.
  2. So an der Spitze von 6000 Landsknechten führt ihn zuerst der wohlgesinnte Biograph Bayart’s ein a. a. O. 44. Bei der Uebergabe Vicenzas wird er von einem Augenzeugen als capitanio zeneral di le fanterie imperatorie bezeichnet. Sanuto IX, 320. Doch wird bei demselben Autor vorher (aber auch nach dem Abzug von Padua) Lunardo Felzer (Welzer) capitanio generale de le fanterie… a Costoza genannt S. 267. Möglich ist, dass nach der Trennung der Heerestheile thatsächlich auch die Stellung Anhalts erst sich geändert hat.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_351.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)