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ohne dem König Karl Meldung davon zu machen[1]. Und sie lieferten den Sachsen eine Schlacht und, tapfer kämpfend und viele Sachsen tödtend, blieben die Franken Sieger. Und es fielen dort zwei der Missi, Adalgis und Gailo, am Berge Süntel. Hoc audiensque domnus Carolus rex una cum Francis, quos sub celeritate conjungere potuit, illuc perrexit, et pervenit usque ad locum ubi Alara confluit in Wisora. Tunc omnes Saxones iterum convenientes subdiderunt se sub potestate supradicti domno rege, et reddiderunt omnes malefactores illos, qui ipsud rebellium maxime terminaverunt, ad occidendum, quatuor milia quingentos; quod ita et factum est, excepto Widochindum, qui fuga lapsus est partibus Nordmanniae. Haec omnia peracta reversus est praefatus domnus rex in Francia.

Dieser Bericht, so genau und ausführlich er zu sein scheint, leidet doch an Unklarheiten, von denen zwei für das Verständniss der Dinge minder wichtige in der Note bemerkt worden sind, an Unvollständigkeit gegenüber den älteren Berichten und an einer absichtlichen Entstellung der Wahrheit.

Die Meldung von einem Siege der Franken, wo zweifellos eine Niederlage stattgefunden hatte, kann nur auf bewusste Schönfärberei zurückgeführt werden. Es bleibt höchstens zweifelhaft, ob unser Annalist allein die Schuld trägt, oder ob er sie schon in seiner Quelle vorfand. In jedem Falle musste er sich sagen, dass den König nicht der Sieg seiner Truppen, auch wenn dieser mit dem Tode zweier Führer erkauft war, sondern ihre

  1. Conjungentes supradictam scaram: der Ausdruck ist dunkel, an die Heranziehung der Sachsen ist schwerlich zu denken, also wohl nur an Vereinigung der Schaaren der drei Missi; inruerunt super Saxones et nullum mandatum exinde fecerunt domno Carolo rege: auch dieser Ausdruck ist unklar. Abel I, S. 354, versteht ihn „ohne erst vom Könige Weisung abzuwarten“, und Note 3 das. „sie thaten desshalb nicht, was ihnen von Karl aufgetragen war“. Aehnlich Kentzler, Forschungen 12, S. 367: „sie thun das nach eigenem Entschluss, ohne den Befehl des Königs“. Ich kann die Worte nur in dem im Texte angegebenen Sinne verstehen. Klar ist nur, dass der Annalist den Führern einen Vorwurf machen will, aber schwerlich doch weil sie den aufständischen Sachsen auch ohne den Befehl des Königs sich entgegenwarfen, sondern weil sie versäumten, den König sogleich zu benachrichtigen. Uebrigens steht dieser Vorwurf ebenso wie die hernach folgende Darstellung in seltsamem Contrast zu dem angeblichen Siege der Franken.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_083.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)