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Geschichte und zugleich mit der auswärtigen Forschung zu pflegen. Die allgemeine Entwicklung der Geschichtswissenschaft bietet dem deutschen Historiker, sofern er überhaupt der ausserdeutschen Geschichte eingehendere Aufmerksamkeit schenkt, mehr Anlass als früher, in Specialuntersuchungen einzutreten, die sich zunächst an das fachgenössische Publicum wenden, und andererseits ist die fremde Forschung an vielen Punkten für die deutsche Geschichtswissenschaft in immer höherem Grade beachtenswerth geworden.

Die neue Zeitschrift überschreitet also nicht nur in Einzelfällen, wie es auch die Forschungen, so weit es ihr Titel irgend gestattete, wohl thaten, sondern grundsätzlich die Grenzen der deutschen Geschichte, und zieht die allgemeine und ausserdeutsche Geschichte mit in ihren Bereich.

Es sei gestattet, bei den Gesichtspunkten, die mit dieser Frage zusammenhängen, noch einen Augenblick zu verweilen.

Noch immer ist der Austausch der wissenschaftlichen Literatur zwischen den verschiedenen Völkern beschränkter, als man wünschen sollte, die gegenseitige Beachtung von Forschungsergebnissen von vielen Zufälligkeiten abhängig. Diesen Verkehr zu beleben und zu vertiefen wird sich die Zeitschrift besonders angelegen sein lassen, und, indem sie damit das schöne Vorrecht der Wissenschaft ausübt, unbekümmert um politische Gegensätze, in weltbürgerlichem Sinne zu wirken, wird sie zugleich vom nationalen Standpunkt aus die eigentlichen Fachinteressen zu fördern suchen.

Durch Anknüpfung von Beziehungen im Auslande, durch zweckmässige Uebersichten über die Literatur zur vaterländischen Geschichte hofft sie der Verbreitung deutscher Forschung in der Fremde Dienste zu leisten, und andererseits möchte sie das Ihrige dazu thun, um der heimischen Wissenschaft befruchtende Anregung aus dem Auslande zuzuführen.

Es ist vielleicht die Beobachtung nicht unbegründet, dass häufiger als wünschenswerth im Kreise unserer Fachgenossen deutsche Geschichte und deutsche Forschung ausschliessliche Beachtung finden. Die Gefahren, die auf diesem Wege liegen, Schiefe der Auffassung, Beschränktheit des Standpunktes, sind offenkundig; es sind die Gefahren, die jeder weitgehenden Specialisirung anhaften. Klagen über fortwährende Zunahme dieser Erscheinung erschallen ja überall und laut genug. Die nothwendige und berechtigte

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_002.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)