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M. Joh. Negelin v. Stuttgart 1698, Paul Gruner Variscus 1700, G. Conrad Schreiner Suevus 1703, M. Joh. Negelin 1709, Joh. Caspar Dieffenbach Palat. 1711, Joh. Friedr. Kaufmann Durl. 1717, Joh. Mart. Nüßler Suevus 1718, Joh. Friedr. Roller Durl. 1722, Matth. Lembcke 1727, Martin Friedr. Hoyer von Altona 1733.

Der jetzige Pfarrer ist Jak. Gottlieb Eisenlohr, Sohn des Pfarrers Theophil Eisenlohr in Sexau, studierte bei seinem Vater und in Jena, wurde 1739 Vikar in Durlach, 1741 Pfarrer in Rußheim.

Rußheim zählte 1742 70 Haushaltungen.

Unter der Rubrik „Memorabilia“ lesen wir:

„Hieher mag der Grabstein gerechnet werden, welcher im Chor der Kirche gleich über dem Pfarrstuhl steht zum Gedächtnus des Herrn Hector Ferdinand à Confeil et Veinfelden ex Sempronio oder Oedenburg in Ungarn gebürtig, welcher, nachdem er fast ganz Europam durchreiset, endlich in militar-Diensten als Capitän unter dem Starenbergischen Regiment 1708 in Speyer gestorben und hierher begraben worden.“

In Neureut klagt der Pfarrer Johann Georg Ziegler, dass er und seine Frau, welche beide im Oberland nicht weit von der Schweiz gebürtig, von einer „Gattung des Heimweh’s geplagt“ seien. Auch beschwert er sich, dass solange Soldaten im Dorf gelegen wären, der Sonntag mit Tanzen und Spielen oft sehr entheiligt worden sei, es aber nun so ziemlich gehe; nur laufen so viele Einwohner an den Kirchtagen nach Karlsruhe und treiben dort mit den Juden Handel, oder sie gehen dem Fischen nach.

Mit den lutherisch-evangelischen Einwohnern in Welschneureut ist er auch nicht recht zufrieden. Er wohnt im Rathaus, wo auch in der untern Stube ein Bürger und Weber, namens Abraham Lay, die Jugend im Lesen und Schreiben unterrichtet.

Die Kirche wurde vor einigen Jahren (wahrscheinlich 1734) durch „feind- und freundliche“ Soldaten ruiniert, weshalb die Einwohner eine Zeitlang nach Eggenstein in die Kirche mussten; sie ist jetzt wieder hergestellt. Die Glocken stammen aus den Jahren 1714 und 1729. Zur Orgel, welche 1741 angeschafft wurde, hat die Markgräfin Witwe 10 Gulden geschenkt. Diese hat auch ein schönes Taufzeug gestiftet.

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXXVI. Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1908, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXXVI_190.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)