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Es sei noch bemerkt, daß, wenn wir in der vorstehenden Überlegung an Stelle von nicht eine beliebige der Linearformen , …, , sondern eine solche unter diesen Formen nehmen, für die die Quadratsumme der Koeffizienten am größten ausfällt, es leicht wegen der Identität (10) gelingt, für die betreffende Quadratsumme

eine untere nur durch bedingte Schranke zu bestimmen, und daß aus dieser unteren Schranke wiederum ohne wesentliche Schwierigkeit eine obere Schranke für denjenigen Spielraum abzuleiten ist, innerhalb dessen die Koeffizienten der Formen abgeändert werden dürfen, ohne daß die betreffenden Lösungen , …, negativ werden. Durch die Kenntnis von aber ist es schließlich auch möglich, für die absoluten Werte der Zähler und Nenner der in der Formel des Satzes II auftretenden rationalen Zahlen und für die absoluten Werte der ganzen Zahlen eine obere Schranke aufzufinden, die nur durch bedingt ist.

Die Formel des Satzes II bildet den Kernpunkt für den Beweis unseres Theorems. Sie läßt nämlich sofort aus der Gültigkeit des Waringschen Theorems für die -ten Potenzen auf seine Gültigkeit für die -ten Potenzen schließen[1]. Denn bezeichnen wir etwa den nur von abhängigen Generalnenner der in Formel (5) rechts auftretenden rationalen Zahlen mit , nehmen und beachten, daß jede Zahl sich als Summe von 4 Quadraten darstellen läßt, so lehrt Formel (5) sofort, daß jede durch teilbare positive ganze Zahl sich als Summe einer Anzahl von -ten Potenzen darstellen läßt, die unterhalb einer nur von abhängigen Schranke liegt, vorausgesetzt, daß der Waringsche Satz für die -ten Potenzen gilt. Da jede positive ganze Zahl sich in der Form darstellen läßt, wo und positiv ganz sind und ist, so folgt hieraus, da ja die Zahl eine Summe von höchstens Zahlen ist, das Waringsche Theorem für die -ten Potenzen.

Wir sehen somit, daß durch das Vorangehende das Waringsche Theorem gewiß für alle unendlich vielen Exponenten der Form bewiesen ist, da es für gilt. Um es allgemein für beliebige Exponenten zu beweisen, müssen wir der Reihe nach folgende 5 Hilfssätze entwickeln.

Hilfssatz 1. Zu jedem Exponenten gehören eine gewisse Anzahl positiver rationaler Zahlen

, , …, ,

sowie zwei positive ganze Zahlen , von folgender Eigenschaft:

Es seien und beliebige positive ganze Zahlen und eine beliebige reelle


  1. Vgl. A. Hurwitz: Math. Annalen 65, 424–427 (1908).
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David Hilbert: David Hilbert Gesammelte Abhandlungen Erster Band – Zahlentheorie. Julius Springer, Göttingen 1932, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Hilbert_Gesammelte_Abhandlungen_Bd_1.djvu/534&oldid=- (Version vom 10.12.2016)