Der hier rechts stehende Ausdruck stellt nun, wenn die Werte , , …, , und wenn die Exponenten , , …, unabhängig voneinander die Werte , , , …, durchlaufen, Zahlen dar, und diese sind sämtlich zu prim und einander inkongruent nach . Mit Benutzung der Kongruenz nach und weiter der Kongruenzen (73) schließen wir hieraus, daß genau der -te Teil aller zu primen und nach einander inkongruenten Zahlen Normenreste des Körpers nach liefert, und übertragen dann dieses Resultat sogleich auf den Fall der Potenzen mit Exponenten bez. .
Das nämliche Resultat ergibt sich durch entsprechende Rechnungen auch dann, wenn nach genommen wird, und damit ist der Satz 150 in allen Teilen bewiesen. Es sei jedoch bemerkt, daß wir es in unseren späteren Entwickelungen so einrichten können, daß der Satz 150 lediglich für den oben ausführlich bewiesenen Fall nach zur Verwendung gelangt.
Der Satz 150 bringt eine neue, tief eingreifende Eigenschaft der in der Relativdiskriminante des Körpers in bezug auf aufgehenden Primideale zum Ausdruck. Diese Eigenschaft entspricht gewissermaßen dem bekannten Satze über die Verzweigungspunkte einer Riemannschen Fläche, wonach eine algebraische Funktion in der Umgebung eines Verzweigungspunktes -ter Ordnung den Vollwinkel auf den -ten Teil desselben konform abbildet. Infolgedessen nenne ich die in der Relativdiskri-minante von in bezug auf aufgehenden Primideale auch Verzweigungsideale für den Körper ; es bedeuten hier also „Primfaktor der Relativdiskriminante“ und „Verzweigungsideal“ den nämlichen Begriff, und die Verzweigungsideale sind die -ten Potenzen der ambigen Primideale.
Der Satz 150 weist uns auf die Möglichkeit hin, die nach einer Potenz ( im Falle ) vorhandenen, einander inkongruenten Zahlen des Körpers in Abteilungen zu sondern, die sämtlich gleich viele Zahlen enthalten, und von denen eine die Normenreste nach umfaßt. Um diese Sonderung in übersichtlicher Weise vornehmen zu können, führe ich ein neues Symbol ein, welches zwei beliebigen, von verschiedenen ganzen Zahlen , des Körpers in bezug auf ein beliebiges Primideal in jedesmal eine bestimmte -te Einheitswurzel zuweist, und zwar geschieht dies in folgender Weise:
Es sei zunächst ein von verschiedenes Primideal. Ist dann genau durch und genau durch teilbar, so bilde man die Zahl
David Hilbert: David Hilbert Gesammelte Abhandlungen Erster Band – Zahlentheorie. Julius Springer, Göttingen 1932, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Hilbert_Gesammelte_Abhandlungen_Bd_1.djvu/281&oldid=- (Version vom 9.10.2016)