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ein Zimmer des Erdgeschosses, in dem eine Lampe auf dem Tische brannte und ein frisch bezogenes Bett neben anderen bescheidenen Möbeln stand.

Schaper stellte seine Reisetasche bei Seite, entledigte sich seines Mantels und wandte sich dann an Hartung, der abwartend an der Tür stehen geblieben war.

„Kann ich Ihren Herrn sprechen?“ fragte er, dem Manne vertraulich zunickend.

„Herr Müller liegt zu Bett,“ erwiderte der Diener kurz. „Trotzdem möchte er Sie sehen. Ich werde vorausgehen.“

Sie schritten dann den Korridor entlang an ein paar Türen vorbei. An der letzten des mit Steinfliesen belegten Ganges klopfte Hartung und öffnete auf ein leises Herein.

„Bitte, Herr Schaper.“

Dieser trat ein. In dem eisernen Feldbett richtete sich eine Gestalt mit zur Hälfte verbundenem Gesicht auf und streckte Schaper zur Begrüßung eine knochige Hand entgegen.

„Es freut mich, daß Sie gekommen sind,“ krächzte der Privatgelehrte mit heiserer Stimme. „Bitte setzen Sie sich zu mir,“ bat der Patient darauf. „Und entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie in dieser Weise empfange.“

„Tut mir leid, Herr Müller, daß es Ihnen so schlecht geht,“ meinte Schaper, indem er Platz nahm.

Der Kranke, der sich inzwischen wieder in die Kissen zurückgelehnt hatte, nickte matt.

„An alledem ist nur das graue Gespenst Schuld,“ sagte er ärgerlich.

„Hat sich dieser Geist denn in letzter Zeit wieder einmal gezeigt?“ fragte der Detektiv harmlos.

„Häufiger wie früher sogar. Gestern abend z. B. auch,“ krächzte der Privatgelehrte.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/87&oldid=- (Version vom 26.7.2016)