Seite:Das graue Gespenst.pdf/81

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dann vernahm er ein leises Kichern, etwas wie ein schadenfrohes Lachen.

Der Detektiv hielt den Atem an. Wo hatte er nur dieses teuflische Kichern schon gehört, wo nur, wo? – Da, wieder dieses halb unterdrückte, widerliche Gelächter. Und der heimliche Lauscher sann und sann. Kein Zweifel, dem Mann dort war er bereits begegnet, und zwar hatte er dieses niederträchtige Kichern bei einem Anlaß vernommen, bei dem er beruflich tätig gewesen war.

Da wurden Fritz Schapers Gedanken durch die Vorgänge bei der kleinen Prior-Kapelle wieder abgelenkt. Die drei Männer dort schafften jetzt die Leiter fort. Man merkte, daß sie bemüht waren, möglichst wenig Geräusch zu machen. Still schritten sie mit ihrer Last durch die Gänge des Gartens hin und lehnten die Leiter dann an die Rückwand des Hauptgebäudes, wo sie sie stehen ließen. Der Detektiv, der ihnen nachgeschlichen war, bemerkte jetzt, wie sie durch die Hintertür in das Haus schlüpften. Und gleich darauf hörte er auch das Kreischen eines Schlüssels, der zweimal im Schloß herumgedreht wurde.

Längere Zeit umkreiste er dann noch das Haus, um festzustellen, ob etwa der dritte der Männer die Mönchsabtei wieder verließ. Aber alles blieb ruhig. Nur zwei Fenster in der ersten Etage zeigten sich erleuchtet. Diese waren jedoch mit dichten Vorhängen verschlossen, sodaß Schaper den Gedanken, einen hohen Baum des Parkes als Beobachtungsposten zu erklettern, schnell wieder fallen ließ. Die Leiter, die ihm diesen Plan erleichtert hätte, nützte ihm nichts. Sie war für einen einzelnen Menschen zu schwer, wie er schon bei seinem ersten Besuch des einsamen Gehöftes ausprobiert hatte.

„Die Zeit ist gekommen,“ dachte der einsame Lauscher und schlich im Schatten der Baumgruppen unhörbar

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)