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Heinz Gerster griff nach den anderen Blättern, die die Liebesgeschichte dieser vom Schicksal so hart bedrängten Frau enthielten. Aber Fritz Schaper unterbrach ihn jetzt mit einer Bemerkung, die er nicht unterdrücken konnte.

„Wie merkwürdig doch der Zufall spielt,“ sagte er zufrieden lächelnd. „Dieses eine Wort, lieber Gerster, – dieses absichtslos in den Brief eingestreute … „Berlin“ wird und muß uns auf die Fährte beider Damen führen – ich betone: beider Damen! – Hören Sie jetzt meinen Vorschlag. Das, was Frau Deprouval über ihren Lebensweg berichtet, kann ich nachher im Zuge lesen. Wir wollen keine Minute unbenutzt verstreichen lassen, nachdem wir jetzt wissen, wo wir mit unseren weiteren Nachforschungen mit Aussicht auf baldigen Erfolg beginnen können. Ich habe mir zu 4 [Uhr][1] meinen Angestellten, der noch auf dem Bahnhof nach Charlotte Wendel Erkundigungen einziehen sollte, in den Wartesaal zweiter Klasse zur Berichterstattung bestellt. Um 5 Uhr geht der Luxuszug nach Berlin ab. Wie wär’s, wenn wir den benutzen? – Denn jetzt hier in München noch Frau Deprouval suchen, – das könnte uns eine Woche und mehr aufhalten. Sicherer ist, wir sehen zu, Fräulein Wendel zu finden. Haben wir die erst, haben wir auch die andere, da sie doch fraglos in Verbindung miteinander bleiben. Außerdem sage ich Ihnen auch ganz offen: Meine Pflicht ruft mich nach der Reichshauptstadt. – Ich wittere, wie ich schon erwähnte, ein Komplott zum Schaden der jungen Erbin. Die Sache muß ich erst klarstellen. – Nun, wie denken Sie darüber, lieber Gerster?“

„Einverstanden,“ meinte der Schriftsteller seufzend. „Ohne Ihre Hilfe vermag ich ja doch nichts auszurichten.“





  1. Vorlage ergänzt.
Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/54&oldid=- (Version vom 25.7.2016)