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„Würden Sie so liebenswürdig sein und mir den Herrn beschreiben,“ bat er den Beamten.

„Aber gern, Herr Schaper,“ beeilte sich der Standesbeamte zu erwidern. „Der Betreffende war etwa fünfunddreißig Jahre alt, hatte ein frisches, gebräuntes Gesicht, kleines, dunkelblondes Bärtchen und noch dunkleres, gescheiteltes Haar, schmale, feingeformte Nase – und das fiel mir auf – selten schmale, zarte Hände.“

„Irgend ein besonderes Kennzeichen merkten Sie nicht?“ forschte Schaper weiter, indem er alles in sein Notizbüchlein eintrug.

Der Gefragte zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht, ob’s Ihnen wichtig erscheint, Herr Schaper. Jedenfalls hatte der Herr auf dem – ja, es war der linke – also auf dem linken oberen Eckzahn eine Goldkrone, die beim Sprechen deutlich sichtbar wird.“ –

Der Detektiv winkte, als er sich wieder auf der Straße befand, eine gerade vorüberfahrende Taxameterdroschke heran und rief dem Kutscher die Adresse zu, die er vorhin von dem Standesbeamten gehört und sich notiert hatte.

Das Haus Breitegasse Nr. 14 war eines jener alten, schmalen Häuser, deren eigenartiger Baustil in der Architektur direkt mit „Danziger Patrizier-Form“ bezeichnet wird.

Der Besitzer, ein pensionierter Steuerrat, bewohnte die Hochparterre-Gelegenheit. Fritz Schaper hatte Glück. Der alte Herr, ein redseliger Junggeselle, war zu Hause. Auch ihm gegenüber wies sich der Detektiv durch seine Papiere aus, worauf der Steuerrat ihn höflich zum Platznehmen einlud.

„Dürfte ich einige Fragen an Sie richten, Herr Rat?“ begann Schaper die Unterredung.

„Bitte. Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.“

„Wie lange sind Sie schon Besitzer dieses Hauses?“

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)