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gelenkt, der jedes schärfere Auge sehr bald ansah, daß sie nicht dem Zufall ihre Entstehung verdankte. Es war vielmehr eine höchst primitive Steinhütte, deren Eingang nach Nordost hin zeigte, also nach dem blinkenden Spiegel des Persischen Meerbusens.

Jetzt hatten auch der Doktor und Heinz den Vorplatz des seltsamen Häuschens erreicht, jetzt standen sie ebenso starr da wie Gustav Ring, helles Grauen in den Augen … Denn der Anblick, der sich ihnen hier bot, war wirklich dazu angetan, auch eine nervenstarke Natur mit eisigem Schreck zu erfüllen.

Dicht vor dem Zugang zu der Felshütte lag ein älterer Mann am Boden, gefesselt an einen zentnerschweren Stein, so daß er sich nicht durch Fortwälzen der ihm drohenden Gefahr entziehen konnte. Und diese gräßliche Gefahr waren drei Hornvipern, völlig ausgewachsene Exemplare der in Arabien so sehr gefürchteten Giftschlangenart, – drei Reptilien, die durch ein vor dem Steine aufgestelltes flaches Gefäß mit Milch angelockt worden waren. – Die Vorliebe vieler Giftschlangen für Milch ist ja bekannt. Merkwürdig genug, daß gerade diese verabscheuten, den Tod mitsichführenden, giftigen Kriechtiere eine Flüssigkeit bevorzugen, die man allgemein als ein Getränk harmloser, sanfter Art schätzt.

Eine der Hornvipern, gerade die größte, hatte sich dicht vor dem angstvoll weitzurückgebogenen Kopf des Gefesselten zusammengeringelt und ließ nur den platten Schädel wie unschlüssig bin und her pendeln, als ob sie es sich noch überlegte, wo sie ihre Giftzähne in das Fleisch des wehrlosen Opfers eingraben sollte.

Da hob der Ingenieur ein flaches Felsstück auf, zielte kurz und … traf …

Das halb zermalmte Reptil wand sich in blitzschnellen Bewegungen hin und her, suchte ebenso zu entkommen wie die beiden anderen, die nun schleunigst davonschlüpften.

Ein Stoß mit dem Büchsenkolben zerschmetterte der Schlange den Kopf. Und der Ingenieur schleuderte sie dann weit fort über den Rand der Terrasse hinweg, bückte sich, durchschnitt die Stricke des bedauernswerten Alten und richtete ihn auf. Der Mann war so schwach, daß er

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W. Belka: Das Rätsel des Dschebel el Dachali. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_R%C3%A4tsel_des_Dschebel_el_Dachali.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)