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Onkel Wallner würden dann entsetzt hochfahren und ihn nachher auslachen, wenn er vielleicht nur eine hellere Stelle im Gestein für ein lebendes Wesen angesehen hatte.

Nun wurde ihm dieses regungslose Abwarten aber doch zu langweilig. Er wollte es mal mit einem energischen Anruf und einer – zunächst nur mündlichen – Drohung versuchen …

Das Wort blieb ihm in der Kehle stecken, – konnte auch gar nicht über die Lippen hinweg, weil urplötzlich eine geschickt geworfene Lederschlinge seinen Hals zuschnürte und ihn nach hinten zu Boden riß.

Er wollte noch einen Warnungsruf ausstoßen.

Wollte …! – Zwischen Wollen und Vollbringen lag als trennendes Etwas der Lasso. Und dann flog auch schon über seinen Kopf eine häßlich riechende Decke, so daß er nichts mehr sah und hörte. Nur sein Empfindungsvermögen war noch wach. So fühlte er denn, wie seine Arme, Hand- und Fußgelenke von harten Fäusten festgehalten und mit Stricken gefesselt wurden, so merkte er weiter, daß man ihn aufhob und hinwegtrug. –

Wohin – – ja, wohin wohl?! – – Und diese Frage drängte sich ihm in den nächsten zwei Tagen, wo er die dicke Decke noch immer über Kopf und Schultern trug, stets aufs neue auf.

Gewiß, daß man ihn auf einem Reitkamel fortschaffte, daß zweimal gelagert wurde, daß sich viele Menschen um ihn her bewegten, – daß man ihm weder Speise noch Trank gab, – – dies alles war ihm sehr wohl bewußt.

Aber auch diese Qualen nahmen ein Ende. Ein Lasso wurde ihm unter den Armen durchgezogen, … und dann schwebte er plötzlich frei in der Luft …

Hunger, besonders aber brennender Durst hatten ihn nach diesem zweitägigen Eilritt jedoch schon so gleichgültig gegen alles gemacht, daß es ihn in keiner Weise anfocht, nun auch eine Luftreise als hängender Pendel zu machen.

Mit einem Male fühlte er festen Boden unter den Füßen, – harten Stein offenbar, und gleichzeitig wurde nun auch Decke und Lasso von oben her wieder eingeholt.

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Rätsel des Dschebel el Dachali. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_R%C3%A4tsel_des_Dschebel_el_Dachali.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)