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von Herrn Dräger, wie er mir sagte, als ich ihn unsere jetzigen Gäste auf seine Bitte hin beschrieb. Ich soll aber Herrn Dräger nichts erzählen, da der Gast von Nr. 2 ihn gern persönlich überraschen möchte.“

Dreßler hatte sofort erkannt, wer einzig und allein dieser in der Nacht eingetroffene Gast gewesen sein könne. Bisher war es ihm noch völlig unklar geblieben, ob Durgassow von einer einzelnen oder von mehreren Personen verfolgt wurde, trotzdem er von Anfang an mehr der Ansicht zugeneigt hatte, daß ein Mann allein wohl kaum diese hartnäckige Hetzjagd unternommen haben würde. Nunmehr, da der rätselhafte Graue auch hier wieder ohne Begleiter erschienen war, zweifelte der Doktor nicht länger daran, es nur mit einem einzigen Gegner zu tun zu haben – mit demselben Manne, der das Wielandsche Haus bewacht, dem Jacob Wenzel vergeblich nachgespürt und der seinen gefährlichsten Feind durch Chloroform im Eisenbahnzuge zwischen Danzig und Dirschau unschädlich zu machen versucht hatte.

„Also überraschen will der Herr von Nr. 2 Herrn Dräger?“ nahm Dreßler das Gespräch geschickt wieder auf. „Das möchte ich selbst nämlich auch. Wann steht Herr Dräger denn gewöhnlich auf?“

„Herr Dräger läßt sich stets um neun Uhr den Morgenkaffee bringen.“

„So – und hat Sie danach der Herr von Nr. 2 auch gefragt?“

„Jawohl. Und dann erkundigte er sich noch, wann der erste Zug von Berent wieder abginge.“

„Und wann ist das?“

„Um 8 Uhr 30 Minuten. Der Zug hat Anschluß nach Berlin.“

Dreßlers Hirn verarbeitete mit Blitzesschnelle das eben Gehörte und suchte daraus bestimmte Schlüsse auf die Absichten des Grauen zu ziehen. Aber trotz seiner durch langjährige praktische Betätigung geschärften Kombinationsgabe wollte ihm das nicht gelingen. Denn die Fragen, die der Verfolger Durgassows

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Walther Kabel: Das Geheimnis eines Lebens. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_eines_Lebens.pdf/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)