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mir einer ist, mit falschen Karten zu spielen, mag man dabei auch noch so gute Absichten haben. Man kann eben nie vorausahnen, wie der Betreffende nachher dieses zu seinem Wohl inszenierte Ränkespiel auffaßt.“

„Nun – jetzt werden Sie über diese Zweifel leichter hinwegkommen, lieber Herr Doktor, nicht wahr?“ lächelte Anna Wieland. „Hinter Ihnen steht jetzt sozusagen der Familienrat, der Ihr Tun billigt und deckt. Karl wird, falls wir ihm wirklich reinen Wein einschenken müssen, schon einsehen, wie wir alle nur auf die Erhaltung seines Eheglücks bedacht gewesen sind. Eigentlich kann er sich glücklich schätzen, einen so aufopfernden Freund, wie Sie es sind, zu besitzen. Manch einer würde sich schön hüten, sich in Angelegenheiten zu mischen, bei deren Erledigung er sich vielleicht die Finger verbrennen kann.“ –

Noch eine gute halbe Stunde sprachen die beiden über allerhand Einzelheiten des Falles Durgassow. Dreßler entwickelte Anna Wieland dabei in großen Zügen seinen Schlachtplan. Mit stiller Bewunderung lauschte sie seinen Ausführungen, die ihr zeigten, in welch klarer Weise er die Sachlage überschaute und wie er jede sich ihm darbietende Möglichkeit nur dazu benutzen wollte, alle Unzuträglichkeiten von der ihm so nahestehenden Familie abzuwehren.

„Wer Sie so reden hört, Herr Doktor,“ meinte sie im Laufe des Gesprächs ehrlich, „so übersichtlich, so scharf durchdacht, der würde Sie eher für einen gewiegten Kriminalisten als einen harmlosen Privatgelehrten halten, der seine größte Freude im Sammeln von allerhand Raritäten und im Anstellen chemischer Experimente findet.“

Dreßler zögerte mit einer Erwiderung. Hier bot sich ihm endlich eine Gelegenheit, eine Aussprache herbeizuführen, die er bisher stets vermieden hatte. Und kurz entschlossen sagte er jetzt, indem er sie dabei prüfend anschaute, um jede Veränderung in ihren Zügen wahrnehmen zu können:

„Und wenn ich nun wirklich einmal Detektiv gewesen

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Walther Kabel: Das Geheimnis eines Lebens. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_eines_Lebens.pdf/59&oldid=- (Version vom 31.7.2018)