Seite:Das Geheimnis eines Lebens.pdf/18

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gestattete ihm sein großes Vermögen, ganz seinen gelehrten Liebhabereien nachzugehen.

In dieses wirklich in jeder Weise harmonische Zusammenleben der vier in demselben Hause vereinten Menschen brachte das plötzliche Verschwinden Michael Durgassows die erste Störung hinein. Und Dr. Dreßler war’s, der hier jetzt raten und helfen sollte. – Nachdem die beiden Freunde des Doktors Haus verlassen hatten, war zwischen ihnen weiter kein Wort gewechselt worden. Schweigend schritten sie durch die Straßen, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. –

Dreßler begrüßte die beiden Damen nur kurz und bat sich sofort den Schlüssel zu der Wohnung Durgassows aus. Langsam stieg er die Treppe empor. Begleitung hatte er sich verbeten. Als er die Flurtür aufgeschloßen und das Arbeitszimmer betreten hatte, schlug ihm eine dumpfe Luft entgegen. Mit großer Gewissenhaftigkeit begann er dann die Untersuchung der beiden Räume. Nichts blieb unberührt, nichts entging seinen forschenden Blicken. Besonders lange hielt ihn der große Diplomatenschreibtisch auf, über dessen Platte Zeitungen und Papiere ausgestreut lagen. – Nach ungefähr einer Stunde schien es in den beiden Zimmern für ihn nichts Interessantes mehr zu geben. Er schloß die Wohnung wieder ab und ging zu Wielands hinunter. Um seine Lippen spielte dabei ein triumphierendes Lächeln.

In dem Arbeitszimmer des Hausherrn saßen sich dann die beiden Freunde gegenüber. Dreßler hatte die Damen sehr höflich, aber auch sehr bestimmt gebeten, sie vorerst allein zu lassen, da es noch manches zu besprechen gäbe, was für Frauenohren nicht geeignet wäre.

„Du hast also nichts gefunden, daß die Angelegenheit auch nur etwas klärt?“ fragte Wieland jetzt enttäuscht.

„Nichts ist zuviel gesagt. Ich meinte nur, daß ich keine direkte Spur entdeckt habe, die zu dem Verschwundenen hinweist. Ich habe dafür aber etwas anderes

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Das Geheimnis eines Lebens. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_eines_Lebens.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)