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Das Ausland. 1,2.1828

die nur ein verstecktes Zugeständniß der Schwäche ist, eine Unmacht zu handeln, eine furchtsame Resignation auf eine Stellung, die den Sieg beherrschen würde, sondern in jener bewaffneten Neutralität, welche die Stärke in der Ruhe ist, die dem Unterdrückten eine Hülfe verspricht, übertriebene Ansprüche in Schranken hält, den Ereignissen gebietet, und die einer Nation geziemt, die vor kurzem noch allgefürchtet war und in ihrem Schooß noch dieselben Elemente der Macht und des Ruhmes trägt. Zu diesem Zweck hat Frankreich eine Armee nöthig, die im Einklang steht mit seinen Institutionen und der von ihm erreichten Stufe der Civilisation; eine Armee die nur den Fremden, nie seinen Freiheiten droht; die, gestützt auf eine imposante, wahrhaft nationale Reserve, ihm ein sicheres Mittel bietet, Erfolge zu benützen, und die Bürgschaft, nicht von dem ersten Unfalle überwältigt zu werden.

Ich habe mich nicht über die griechische Frage ausgedehnt, weil diese Frage den Cabineten gegenüber eigentlich noch gar nicht existirt, wenigstens nicht in England, das durch den Vertrag vom 6 Juli nichts suchte, als den Marsch der Russen aufzuhalten. Würde sonst das Cabinet von St. James, gleich den Krämern der City, den Ruhm von Navarin von sich gewiesen haben? Würden sonst die neun oder zehn theuer bezahlten Dampfschiffe in der Themse verfaulen? Wozu nützt aber doch seine Intervention? Daß eine einzige der großen Mächte es gut meint, daß sie Ibrahim den Befehl eröffnet, Griechenland zu verlassen, und daß so der neue Attila, jeder Hoffnung auf Hülfe zum Unterhalt seiner Barbarenhorden beraubt, diese heilige Erde verläßt, die er zur Wüste und zum Todesacker umwandelte. Sollten sich die Türken widersetzen, so ist die Durchfahrt durch die Dardanellen 1828 nicht schwerer zu erzwingen als 1807, und Frankreich hat erprobt, daß es seine Dukworths hat.


Clappertons Tod.

Die neueste Literary Gazette sagt: so gering die Hoffnungen waren, die man für Capitän Clappertons Leben haben konnte, so schmerzlich ist es doch jetzt für uns, verkünden zu müssen, daß kein Zweifel mehr über das Schicksal dieses unternehmenden Reisenden obwalten kann. Sein Diener kam vor wenigen Tagen in Portsmouth an, und bestätigt, daß Clapperton am 13 April 1827 zu Sackatu starb, wo er fünf Monate lang zurückgehalten worden war, indem ihm der Sultan Bello von Sackatu, wegen eines mit Bornu ausgebrochenen Krieges, nicht erlaubte, weiter vorzudringen. Er wartete hier, stets in der Hoffnung, die Erlaubniß zu erhalten, nach Timbucktu zu gehen, und lebte indessen in einer kleinen, runden Lehmhütte, welche dem in der Nähe wohnenden Bruder des Sultans gehörte. Er ward von der rothen Ruhr befallen, und magerte zuletzt schnell sehr ab. Zwei Tage vor seinem Tode forderte er seinen Diener auf, ihm den Bart abzunehmen, da er zu schwach war, um aufrecht sitzen zu können. Als er fertig war, forderte er einen Spiegel, und äußerte, er fühle sich besser, und werde die Krankheit gewiß überstehen. Den Morgen als er starb bekam er schweren Athem, wurde unruhig, und verschied kurze Zeit darauf in den Armen seines Dieners. Er ward in einem kleinen Dorfe, Jungali, fünf engl. Meilen südöstlich von Sackatu begraben, und von seinem Diener so wie von fünf Sklaven zur letzten Ruh geleitet. Den Leichnam trug ein Kameel, und die Begräbnißstätte ward durch ein kleines viereckiges Lehmhaus bezeichnet, das sein Diener aufrichtete, der dann von dem Sultan die Erlaubniß erhielt, nach seiner Heimath zurückzukehren. Er reiste daher nach Badagry, wozu er sieben Monate brauchte, ward an der Küste von Major Laing aufgenommen, und im Januar 1828 von ihm auf die Londoner Handelsbrigg Maria gebracht. Er behauptete, er sey während seines Aufenthalts in Badagry in Lebensgefahr gewesen, indem die Portugiesen die Eingebornen gegen ihn aufgehetzt, und diese dann versucht hätten, ihm unter dem Trinken Gift beizubringen. Während seiner Reise nach Badagry habe er vier Pferde und zwei Esel verloren, theils wegen der brennenden Sonnenhitze, theils weil die Bäche und Flüsse durch die Regen sehr angeschwollen waren.

Er bestätigt die Erzählung, daß Mungo Park sein Leben an einem Felsenriff verlor, welches von der Insel Busa oder Bussa in den Niger ausläuft. Park gerieth auf das Riff, und konnte sich nicht mehr davon los machen. Als die Eingebornen ihn sahen, kamen sie herbei und feuerten auf ihn und seine Begleitung. Drei schwarze Sklaven und zwei weiße Gefährten stürzten sich in den Fluß und ertranken. Clappertons Diener behauptet, daß Park’s Sohn fünf Tagereisen von Accra, im letzten Januar starb.


Opium-Consumption in China.

Es ist merkwürdig, daß während die Gesetze von China die Einführung des Opiums auf das strengste und unter den härtesten Strafen verbieten, – indem die Cargos der Schiffe, welche es bringen, confiscirt, die Personen, welche bei dem Einschmuggeln betheiligt sind, schweren Geldbußen und körperlichen Strafen unterworfen und selbst die Häuser, in denen man es findet, den Flammen übergeben werden – die Consumption des Opiums fortdauert und die Quantität, die in China eingeführt wird, beinahe unveränderlich dieselbe bleibt. Wie groß die Gefahr sey, Opium in das Innere zur führen, geht aus der Thatsache hervor, daß eine Kiste, die zu Canton 800 Dollars kostet, in Peking 8000 Dollars werth ist. Selbst der Gebrauch davon ist verboten, so daß es ein sehr gefährlicher Genuß ist, da die, welche sich desselben bedienen, leicht an den Wirkungen, die es hervorbringt, erkannt werden. Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, daß das Opium in diesem Lande hauptsächlich zum Rauchen gebraucht wird, indem man es nämlich in den Tabak mischt. Zu diesem Zweck wird das bengalische Opium seines feinen Duftes wegen allem andern vorgezogen. Wenn man dagegen Opium zum Kauen verlangt, und seine berauschende Eigenschaft mehr berücksichtigt wird, als der Duft, so wird das Opium von Malwa dem Bengalischen vorgezogen, weil es reicher an narcotischen Elementen ist. Daher wird dieses besonders auf den Inseln des Orients (Java, Sumatra etc.) gesucht. Das Malwa-Opium hat indeß neuerer Zeit auch in Canton Eingang gefunden, während die Nachfrage nach dem von Patna und Benares, so wie dem bengalischen und türkischen abgenommen hat. Dieß deutet an, daß der zerstörende Gebrauch, das Opium zu kauen, auch in China um sich zu greifen anfängt. So können Handelsberichte einen Commentar über die Moral eines Landes geben.

Asiatic Journal.



Der asiatische Elephant.

Cuvier sagt, der asiatische Elephant sey 15 oder 16 Fuß hoch. Dieß scheint ein grober Irrthum; da die Elephanten in Indien selten oder nie mehr als eine Höhe von 11 Fuß erreichen.

Asiatic Journal.
Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_582.jpg&oldid=- (Version vom 27.9.2023)