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Das Ausland. 1,2.1828

Clausel dabei, so fangen ihre Kniee an zu zittern, und sie werden blaß wie die Leichen. „Sehr gut, sage ich dann, seyd gescheut und haltet eure Zunge in Zukunft hinter den Zähnen; und ich will über das, was geschehen ist, nichts mehr sagen. Aber denkt ihr denn auch daran, was für Personen es sind, von denen ihr redet? Da ist Stanley und Word, obgleich wir leider! Peter Moore und Edward Ellice verloren haben; da ist der große Brougham, der eine Rede halten kann sieben Stunden lang, ohne inne zu halten, oder etwas zu essen oder zu trinken; da sind Sir John Sebright und Mr. Calcraft; da ist Joseph Hume, der die griechische Anleihe [1] und andere Anleihen bis auf einen Bruch berechnen kann, und John Maberly, dessen Verstand schärfer schneidet und eindringt, als die schärfste Scheere und die spitzeste Nadel; da ist der erhabene Peel, dessen Vater eine Ahnung hatte [2]; da ist der würdige Herries, kurz da sind – selbst wenn wir den großen Protector des alten Römer-Planes nicht anführen [3] – ganze Schaaren, ausgestattet mit der wahren Blüthe der Vernunft; nicht zu vergessen den Herrn Alderman Waithman, dessen Portrait in dem Bilderladen von Ludgatehill bescheiden in ein Damastsopha gelehnt ist, mit „Locke, über die menschliche Vernunft“ in einer von seinen Händen; und nicht zu vergessen diese Barings, die mit solcher Genauigkeit den Grund jeder Unordnung in dem Staatskörper wissen, wenn sie dem Patienten nur an den Puls fühlen.“

Wie der Schäfer, der sich über die Schönheiten seiner Angebeteten verbreitete, würde – wenn ich nicht eher aufhören wollte, als bis ich meinen Gegenstand erschöpft hätte – die Sonne untergehen, ehe ich mein Eulogium vollendet hätte. Gut also, kann da der geringste Grund zur Furcht vorhanden seyn? Man verlangt freilich hohe Preise und Geldbezahlung zu gleicher Zeit; aber wenn auch die Mittel, eine solche Vereinigung hervorzubringen, gemeinen Augen verborgen sind, lehrte da Gott, daß wir daraus schließen sollten, daß sie es auch den Ihrigen waren? Und, was zweifeln wir, da Sie ja einmüthig erklärt hatten, daß Sie diese Frage für immer abgemacht haben? Sie haben es in der That dem König erzählt: nach den genauesten Untersuchungen und der sorgfältigsten und fleißigsten Nachforschung, hatten Sie beschlossen, daß wenn diese mächtige Nation, mit einem stolzen Rückblick in die Vergangenheit in einer vertrauensvollen Hoffnung und wohlbegründeten Erwartung eines heilsamen und dauernden Friedens ruhte, sie zu dem guten Gelde ihrer Vorfahren zurückkehren solle, und Sie haben mit Recht das Talent und die Weisheit des trefflichen jungen Mannes (damals nur ungefähr vierzig Jahr alt), Herrn Peel’s, der den Ruhm hatte, der Urheber dieser Maßregel zu seyn, bis in die Wolken erhoben. Es ist bekannt, daß der König Ihnen dankte für den Eifer, das Talent und die Weisheit, die Sie bei dieser Gelegenheit entwickelt hatten. Es ist bekannt, daß, nachdem Sie die Billigung des „Orakels“ erhalten hatten, Sie mit Verachtung von denen „draußen“ sprachen, die Ihnen prophezeiten, daß diese große Unternehmung keinen guten Erfolg haben würde. Es ist endlich auch bekannt, daß Sie nach der Erfahrung aller der traurigen Jahre seit 1819 noch immer beständig in dem alten Tone fortfahren, von der Aufrechthaltung der Preise durch Ihre Korngesetze zu sprechen; aber obschon die Erfahrung Narren klug macht, so folgt daraus noch nicht im geringsten, daß auch weise Männer auf die Stimme dieses unverschämten und unmanierlichen Rathgebers hören sollen.

Indeß denke man, von der Vergangenheit was man will, über die Aussichten unserer Zukunft muß Alles jauchzen; denn jetzt hat „Westminsters Stolz und Englands Ruhm“ der erleuchtete Kämpfer für den altrömischen Plan der Auswanderung den „Geldumlauf“ in die Hand genommen! [4] Preisen wir die Götter! denn der Teufel sitzt in der Sache, wenn sie jetzt nicht zu Ende gebracht wird. –

Ich habe diese ganze Woche, schlafend und wachend, meine Einbildungskraft torquirt, um zu entdecken, ob vielleicht dennoch etwas vorhanden sey, wodurch es dahin kommen könnte, daß die Frage dießmal dennoch nicht „für immer zur Ruhe gebracht werde;“ und es freut mich zu erklären, daß ich nichts gefunden habe, oder auf alle Fälle wenigstens nur eine Kleinigkeit; und diese ist etwas, was wohl mehr von Gott abhängt, als von den Menschen. Sollte (was die Vorsehung verhüten möge!) „ein starker Fall von Schnee“ eintreten, dann dürfte leider die Frage noch immer nicht zu Ende kommen. Denn bekanntlich ist die Antipathie des großen Mannes gegen die Feuchtigkeit, die in dieser verdrießlichen Manier (untoward manner) die Erde besucht, so groß, daß er schon einmal um dieser einzigen Ursache willen sich weigerte in einer Versammlung seiner wartenden und seufzenden Constituenten zu erscheinen. Die Jahreszeit sollte uns freilich zu der Voraussetzung berechtigen, daß kein Hinderniß dieser Art „unsern theuern Hoffnungen“ – wie die Zeitungen sagen – in den Weg treten wird; aber wir dürfen nicht vergessen, daß dieser große politische Philosoph, der scharfsinnig genug gewesen ist, zu bemerken, daß dieses reiche und große Land zuweilen mehr Geld vonnöthen hat, als baar vorhanden ist, meist in einer Gegend lebt, die viele Kalkberge hat, und daß der Sonnen- und Mondschein auf dem Abhang eines Kalkhügels zuweilen gerade so aussieht, wie Schnee.

Laßt uns indessen das Beste hoffen, laßt uns nach unserer Kenntniß des Mannes darauf vertrauen, daß er nicht bloß auf seinem Posten gefunden werden wird, sondern auch vorbereitet, seine Verpflichtung einzulösen und dieß auf eine klare und unzweideutige Art; laßt uns darauf

  1. Es ist unsern Lersern erinnerlich, wie unwürdig sich Hume im Jahr 1826 bei Gelegenheit der griechischen Anleihe benahm.
  2. Daß sein Sohn Minister werden würde.
  3. Francis Burdett
  4. Aus persönlichem Haß gegen Burdett richtet Cobbet wenn er der Oppositionspartei einige Hiebe austheilen will, seine Angriffe gewöhnlich gegen diesen; Burdett ist bekanntlich Parlamentsmitglied für Westminster.
Empfohlene Zitierweise:
: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_555.jpg&oldid=- (Version vom 19.9.2023)