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Das Ausland. 1,2.1828

O, bei allen Heilgen! leicht genug, mein lieber Herr! antwortete der Banquier, die Leute sind voller Freuden, meine Banknoten zu haben, denn es giebt wenig anderes Geld in diesen Gegenden; und sie kaufen ihre Erdäpfel und ihre Buttermilch dafür; und, mag seyn, ein Schaaf oder Schwein, oder zwei, dann und wann; und so gehen meine Noten ganz bequem von einem zum andern.

„Aber ihr seyd beständig verpflichtet, ihren Werth zu zahlen, wenn sie euch eingesandt werden;“ bemerkte einer aus der Gesellschaft.

Bei dem heiligen Paul und St. Peter dazu! das ist wahr genug, Euer Gestrengen! Wenn einer von den Pächtern ein Roßkummet bedarf, einen Gurt oder ähnliches Geschirr, so bringt er mir eine Handvoll von dem Papier, und ich bin gut dafür, daß ich mich niemals weigere, ihm einen guten Artikel zum Tausch zu geben.

Ihr wollt damit sagen, fuhr der Gentleman fort, daß eure Noten nie eincassirt zu werden brauchen?

Cassirt, rief der Banquier, meint ihr gewechselt?

Gewiß, erwiederte der Fragende.

Bei den Mächten! das ist es eben, was eine große Ausgabe für mich ist. Die Leute bringen mir die Noten zurück, wenn sie alt und zerrissen sind, und ich gut dafür, daß ich niemals mich weigere sie einzuwechseln für schöne neue, die frisch von Dublin gekommen sind; und ich setze meinen Namen dazu, damit sie desto besser gehen.

Hier brach die ganze Gesellschaft, der es nicht länger möglich war, ihre lustige Laune zu unterdrücken, in ein lautes Gelächter aus; worauf der Banquier folgendermaßen fortfuhr.

Wie ich ihnen sage, es macht mir Freude, daß eine so vornehme Gesellschaft sich ein Vergnügen macht; aber ich bin gut dafür, daß ich am besten weiß, wieviel Geld es mich kostet, sie so schön zu stechen, und auf so gutes Papier drucken zu lassen – ja, 500 auf einmal, bei Jesus.

Ihr meint also, sagte der erste Gentleman, daß die Inhaber eurer Noten niemals gültiges Landesgeld für dieselben verlangen?

Sicher, Euer Lordschaft; sind die Noten nicht selbst gültig genug? Aber ihr meint Silber?

Ey freilich, entgegnete der Frager.

O, bei den Mächten, erwiederte der Banquier; das Volk hier würde mich nicht mit solchen Fragen beleidigen. Wenn sie es thäten, würde die Bank aufhören zu zahlen, und dann wäre gar kein Geld da. Nein, bei Jesus, es würde ihnen leid thun, wenn das geschähe.

Sie geben die Noten einer dem andern, wenn sie überdrüßig sind, sie länger zu behalten, oder wenn sie irgend etwas zu kaufen haben. Ich habe mehr Mühe, mit Euer Gnaden Erlaubniß, die Noten für die Herrschaften zu wechseln, welche kommen, um die Seen zu sehen, als von meinem ganzen übrigen Papier zusammengenommen. Der Teufel möge davon fliegen mit den See’n von Killarney, sage ich!

Also, wie es mir scheint, Herr – sagte der Gentleman, indem der die Noten hin hielt – haben wir nicht nöthig, unsere Zeit damit zu verlieren, daß wir versuchen für diese eure Papiere, Zahlung von euch zu erhalten?

Es würde mir leid thun, Euer Gnaden, erwiederte der Banquier, wenn Eure Lordschaft irgend etwas von Ihrer Zeit verlören, oder diese süßen, schönen Damen und Herren; aber wenn Sie ihre Reise nur aufschieben könnten bis die Post von Cork ankommt, mit der ich eine Dreißig Schilling Note von der Bank von Ireland erwarte! Auf mein Wort und Doppelwort und dreifaches Wort! Dann soll alles in einem Augenblick abgemacht seyn.

Der Schluß der Unterhaltung, mit deren ferneren Details wir unsere Leser verschonen wollen, war, wie man von Anfang voraus sehen konnte, daß die Gesllschaft sich entfernte, und ihre Banknoten ungewechselt wieder mit sich nahm.

Aber, wie der Engländer sagt, es ist ein schlimmer Wind, der Niemanden zu Dank weht; als sie vor die Thür des Gasthofes kamen, fanden sie den Wagen von mehr als 100 Bettlern umgeben, unter welche die Noten ausgeworfen wurden, um den Weg von ihnen zu reinigen. Und so nahm die Gesellschaft ihren Abzug, während die Bettler sich um die Noten balgten.



Egypten unter Mehemed Ali.


(Fortsetzung.)


Bis auf die neueste Zeit dauert der Einfluß fort, den die europäische Politik auf das Schicksal dieses Landes ausübt. Trotz ihrer widerstreitenden Interessen kamen die Kabinette von St. James und von St. Cloud darin überein, daß sie, solange es möglich war, die Herrschaft der Mamelukken aufrecht zu halten suchten, deren Vielherrschaft ihren Eroberungsplanen leichteren Erfolg versprach, als die Alleinherrschaft Mehemed Ali’s. Auf der andern Seite erkannte aber auch letzterer die ganze Gefahr des fremden Einflusses auf diese unruhigen Häuptlinge und es gab kein Mittel weder der Gewalt noch der List, weder der Intrigue und Bestechung, noch der Treulosigkeit und Grausamkeit, das er nicht anwandte, um sich seiner furchtbaren Feinde zu entledigen. Seit der Restauration scheint Frankreich seinen Absichten auf Egypten entsagt zu haben und die damit verbundenen Vortheile auf dem Wege der Civilisirung dieses Landes erreichen zu wollen. Mancherlei Umstände und Verhältnisse vereinigten sich, um den Franzosen bald daselbst ein bedeutendes Uebergewicht über die Engländer zu verschaffen. Aus welchen Gründen man sich diese Erscheinung zu erklären habe, ob aus dem ehrenvollen Andenken, in welchem bei den Bewohnern Egyptens die Franzosen noch von ihrem Feldzuge her stehen, so daß z. B. die Namen Bonaparte, Dessaix, Kleber, in die Mährchen der Araber übergegangen sind; oder aus der persönlichen Achtung des Paschahs gegen den französischen Charakter, welche sich

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: Das Ausland. 1,2.1828. Cotta, München 1828, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_084.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)