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Eberhard L. Schuhkrafft: Das Ausland

Der Gedanke, die Cultur des Oelbaums beinahe ganz aufzugeben, wird wahrscheinlich in Frankreich geringen Beifall finden, da man noch allgemein eine Art von Nationalstolz darein zu setzen gewohnt ist, daß man sich selbst genügen könne, und den Handel mit dem Auslande als einen Tribut betrachtet. Nichts beweist in höherem Grade, wie wenig Handelsgeist die französische Nation besitzt, als diese albernen Vorurtheile. Napoleon legte, durch die Einführung des Continenalsystems, Frankreich die Entbehrung aller Colonialwaaren auf; sogleich entwickelte sich eine neue Industrie, die anfangs durch ihre Uebertreibung lächerlich, bald einen sehr hohen Grad der Vollkommenheit erreichte. Die Kunst den Runkelrübenzucker zu bereiten ist jetzt allgemein bekannt. Man weiß, daß bei dem gegenwärtigen Tarif der Eingangszölle, die Fabrikation des Runkelrübenzuckers einigen Vortheil bringt. Viele Personen stehen daher nicht an, die allgemeine Einführung desselben zu wünschen, und wenn morgen Frankreich seine Colonien verlöre, so ist kaum daran zu zweifeln, daß die Regierung sogleich den Tarif der Zölle von fremden Zuckern erhöhen würde, um die Production des einheimischen Zuckers zu befördern. Wenigstens ist dieß der Wunsch eines Staatsmannes, der das chemische Verfahren dieser Kunst zu der Zeit ihrer Neuheit beschrieben hat. [1]

Wie dem aber auch seyn möge, ungeachtet aller der Hindernisse, die in Frankreich den Fortschritten der Landwirthschaft noch im Wege stehen, ungeachtet der falschen Richtungen, die unwissender Eifer oft derselben geben will; alle Künste haben in diesem Lande durch die Revolution einen allgemeinen, unwiderstehlichen Impuls erhalten; durch die rückgängigen Maßregeln der Regierungen, die auf einander abwechselnd gefolgt sind, ist dieser Impuls gemäßigt, aber nie völlig aufgehalten worden; und nie hat das Streben nach Verbesserung aller Zweige der Industrie schnellere Fortschritte gemacht, als in diesem Augenblicke, wo man in diesem unaufhaltsamen Drange den Damm erkennen kann, an welchem die Bemühungen der Contrerevolution gescheitert sind. Auch der Ackerbau muß an dieser allgemeinen Bewegung Theil nehmen, und vielleicht in wenigen Jahren schon wird er den Erfolg seiner Fortschritte durch eine große Vermehrung des Nationalreichthums bezeichnet haben.

  1. Des Hn. von Chaptal.


Mexico.


(Schluß.)

(Derzeit unberücksichtigt)

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Eberhard L. Schuhkrafft: Das Ausland. Cotta, Stuttgart, München, Augsburg, Tübingen 1828, Seite 763. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_0792.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2023)