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Eberhard L. Schuhkrafft: Das Ausland

königliche Dichter (Ps. 60, 11) die starke nennt, die er belagerte, zerstörte, und mit deren Einwohnern er die Häfen Jerusalems, Eloth und Ezion-Geber, bevölkerte.

So unbekannt das rothe Meer gegenwärtig ist, so bekannt war es sonst: sein ganzes Litoral trägt die Spuren historischer Erinnerungen, die uns aber bei dem Mangel dauerhafter und gesetzmäßiger Völkerverbindungen der alten Welt und durch die gewaltigen Revolutionen, die den Handel seit der Entdeckung Amerikas betrafen, aus den Augen gerückt wurden. Ich bin jedoch jetzt, nach dem ich meine Runde vollendet habe, überzeugt, daß die Verbindung beider Meere den Welthandel dahin zurückbringen, und diesen jetzt verödeten und wie verschollenen Ländern ihren alten Flor wieder geben müßte. Die größte Breite des rothen Meers beträgt nicht über 60 Lieues, die sich noch auf vielen Puncten bedeutend verringert. Wenn man nun zugibt, daß die Gewässer an beiden Küsten wegen ihrer zahllosen Klippen äußerst gefährlich sind, so bleibt für die Schifffahrt auf jeden Fall die Mitte, welche für Fahrzeuge von jeder Größe fahrbar ist; man findet zwar auch hier Klippen, allein sie reichen über den Wasserspiegel und so kann man sie vermeiden. Denn der Umstand, daß es so viele Schiffbrüche gibt, beweist Weniger für die Gefährlichkeit des Golfs, als für die Ungeschicklichkeit der arabischen Seeleute, die Nichts von der Hydrographie verstehen. Das rothe Meer böte den Vortheil dar, daß der Handelsverkehr sich nach den Monsuns richten könnte, die regelmäßig sechs Monate von Norden und sechs Monate von Süden wehen, so daß im Sommer die Schiffe von Egypten abgingen, im Winter daselbst anlangten. Der Kanal zwischen Suez und Tineh wäre nicht unmöglich, freilich würde er etwas länger und seine Ausführung schwerer seyn, als man bei oberflächlicher Ansicht sich einbildet. Ein nicht so leicht zu überwindendes Hinderniß läge in der Beweglichkeit des Sands, der den Grund beider Meere in der Nähe des Isthmus bildet: man müßte den Kanal an verschiedenen Orten ausmauern, und selbst ziemlich weit in die See hinein Dämme führen. Was endlich das Mißverhältniß beider Meere in Bezug auf Ebbe und Fluth beträfe, so dürfte sich dieses gerade durch den Verbindungskanal etwas ausgleichen, zumal wenn, wie behauptet wird, der Wasserspiegel des rothen Meers höher seyn sollte, als der des Mittelmeeers, wodurch abwechslungsweise Strömungen entstünden, die das Aus- oder Einlaufen der Fahrzeuge sehr begünstigen würden.



Die portugiesischen Angelegenheiten.

(vorerst unberücksichtigt)

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Eberhard L. Schuhkrafft: Das Ausland. Cotta, Stuttgart, München, Augsburg, Tübingen 1828, Seite 739. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Ausland_(1828)_0768.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2023)