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Tonleiter bilden, in Verbindung stehen. Und es ist wohl möglich, — doch ist dies eine bloße Vermuthung, — daß die größere oder geringere mechanische Leichtigkeit, mit welcher der schwingende Apparat des menschlichen Kehlkopfes aus einem Schwingungszustand in den andern übergeht, eine der ursprünglichen Ursachen gewesen ist, weshalb verschiedene Reihen von Tönen ein größeres oder geringeres Vergnügen hervorgerufen haben.“

Lassen wir aber diese verwickelten Fragen bei Seite und beschränken wir uns auf die einfacheren Laute, so können wir wenigstens einige der Gründe für die Association gewisser Arten von Tönen mit gewissen Seelenzuständen einsehn. Es wird z.B. ein von einem jungen Thiere oder von einem Gliede einer Thiergemeinde als ein Ruf nach Hülfe ausgestoßener Schrei naturgemäß laut, lang ausgezogen und hoch sein, so daß; er in größere Entfernung reicht. Denn Helmholtz hat gezeigt,[1] daß in Folge der Form der innern Höhle des menschlichen Ohrs und seiner daraus sich ergebenden Resonanzfähigkeit hohe Töne einen eigenthümlich starken Eindruck hervorrufen. Wenn männliche Thiere Laute ausstoßen, um den Weibchen zu gefallen, so werden sie natürlich solche anwenden, welche den Ohren der Species lieblich sind; und es möchte scheinen, als wenn dieselben Töne oft sehr verschiedenen Thieren angenehm wären, und zwar in Folge der Ähnlichkeit ihres Nervensystems, wie wir selbst ja dies darin wahrnehmen, daß uns der Gesang der Vögel und selbst das Zirpen gewisser Laubfrösche Vergnügen macht. Auf der andern Seite werden Laute, welche hervorgebracht werden, um einem Feinde Schrecken einzujagen, naturgemäß rauh und unangenehm sein.

Ob das Princip des Gegensatzes, wie sich vielleicht hätte erwarten lassen, bei Lauten mit in's Spiel gekommen ist, ist zweifelhaft. Die unterbrochenen lachenden oder kichernden Laute, welche der Mensch und verschiedene Arten von Affen hervorbringen, wenn sie vergnüglich gestimmt sind, sind von langausgezogenen Schreien dieser Thiere, wenn sie in Angst sind, so verschieden, als nur möglich. Das tiefe Grunzen der Befriedigung eines Schweines, wenn ihm sein Futter zusagt, ist von dem scharfen Schrei des Schmerzes oder Schreckens äußerst verschieden. Beim Hunde aber sind, wie erst vor Kurzem


  1. Die Lehre von den Tonempfindungen, 1870, S. 221 ff. Helmholtz hat auch in diesem gelehrten Werke die Beziehung der Form der Mundhöhle zu dem Hervorbringen der Vocallaute ausführlich erörtert.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/89&oldid=- (Version vom 31.7.2018)