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Ende vom Lied; im andern Falle würden sie wohl oft sich gegenseitig die Augen verletzen. Wenn mein Pintscher mich im Spielen in die Hand beißt, oft gleichzeitig dazu knurrend, und ich sage dann, wenn er zu stark beißt, zu ihm: „ruhig, ruhig“, so beißt er zwar weiter, antwortet mir aber doch mit ein paar wedelnden Bewegungen des Schwanzes, was zu bedeuten scheint: „es schadet nichts, es ist ja nur Spaß.“ Obgleich nun wohl Hunde in dieser Weise andern Hunden und dem Menschen wirklich ausdrücken und auszudrücken wünschen können, daß sie freundlicher Stimmung sind, so ist doch nicht zu glauben, daß sie jemals mit Vorbedacht daran gedacht hätten, ihre Ohren zurückzuziehen und herabzuschlagen statt sie aufrecht zu halten, ihren Schwanz herabhängen zu lassen und damit zu wedeln, anstatt ihn steif und aufgerichtet zu tragen u. s. w., weil sie gewußt hätten, daß diese Bewegungen in einem directen Gegensatze zu denen stehen, welche sie in einer entgegengesetzten und bösen Stimmung ausführen.

Wenn ferner eine Katze, oder vielmehr wenn irgend ein früher Urerzeuger der Species im Gefühle einer zuneigungsvollen Stimmung zuerst seinen Rücken leicht gekrümmt, seinen Schwanz senkrecht nach oben gehalten und seine Ohren gespitzt hat, kann man wohl glauben, daß das Thier mit vollem Bewußtsein gewünscht habe, damit zu zeigen, daß sein Seelenzustand der directe Gegensatz von dem sei, wo es in fertiger Bereitschaft zum Kampfe oder auf seine Beute einzuspringen eine kriechende Stellung einnahm, seinen Schwanz von einer Seite zur andern krümmte und seine Ohren herabdrückte? Selbst noch weniger kann ich glauben, daß mein Hund seine niedergeschlagene Haltung und sein „Gewächshaus-Gesicht“ mit Willen anlegte, eine Haltung, welche einen so vollkommenen Contrast zu seiner früheren gemüthlichen Stimmung und ganzen Haltung bildete. Es kann nicht angenommen werden, daß er gewußt habe, ich würde seinen Ausdruck verstehen und er könne damit mein Herz erweichen und mich zum Aufgeben des Besuchs des Gewächshauses veranlassen.

Es muß daher in Bezug auf die Entwickelung der Bewegungen, welche unter die vorliegende Kategorie gehören, noch irgend ein anderes, vom Willen und Bewußtsein verschiedenes Princip thätig gewesen sein. Dies Princip scheint im Folgenden zu bestehen: jede Bewegung, welche wir unser ganzes Leben hindurch willkürlich ausgeführt

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/63&oldid=- (Version vom 31.7.2018)