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Bain bemerkt, daß „Handlungen, Empfindungen und Gefühlszustände, welche zusammen oder in dichter Aufeinanderfolge vorkommen, zu verwachsen oder zusammen zu hängen streben, und zwar in einer solchen Weise, daß, wenn irgend eine von ihnen später der Seele dargeboten wird, die andern im Geiste hervorgerufen zu werden geneigt sind“.[1] Es ist für unsern Zweck so bedeutungsvoll, völlig sich zu vergegenwärtigen, daß Handlungen leicht mit andern Handlungen oder mit verschiedenen Zuständen der Seele associirt werden, daß ich ziemlich viele Beispiele anführen will; an erster Stelle solche, welche sich auf den Menschen, und später die, welche sich auf die niedern Thiere beziehen. Einige der Beispiele sind von einer sehr untergeordneten Natur; sie dienen aber unserm Zwecke eben so gut wie bedeutungsvollere Gewohnheiten. Jedermann ist bekannt, wie schwierig oder selbst unmöglich es ist, ohne wiederholte Versuche die Gliedmaßen in gewissen entgegengesetzten Richtungen zu bewegen, welche niemals geübt worden sind. Analoge Fälle kommen bei Empfindungen vor, wie in dem bekannten Experiment, eine kleine Kugel zwischen den Spitzen zweier übereinander gekreuzter Finger zu rollen, wo man dann vollständig das Gefühl von zwei Kugeln erhält. Ein Jeder sucht sich, wenn er auf den Boden fällt, durch Ausstrecken seiner Arme zu schützen; und wie Prof. Alison bemerkt hat: nur Wenige können es über sich gewinnen, nicht so zu handeln, wenn sie sich absichtlich auf ein weiches Bett fallen lassen. Wenn man aus dem Hause hinausgeht, so zieht man seine Handschuhe völlig unbewußt an; dies könnte nun eine äußerst einfache Operation zu sein scheinen. Wer aber einmal ein Kind gelehrt hat, Handschuhe anzuziehen, weiß, daß dies durchaus nicht der Fall ist.

Ist unsere Seele lebendig erregt, so sind es auch die Bewegungen unseres Körpers. Aber hier kommt ein anderes Moment außer der Gewohnheit, nämlich der einer Leitung entbehrende Überschuß an Nervenkraft, zum Theil mit in's Spiel. Norfolk sagt, wo er vom Cardinal Wolsey spricht:


  1. „The Senses and the Intellect“, 2. edit. 1864, p. 332. Professor Huxley bemerkt (Grundzüge der Physiologie in allgemein verständlichen Vorlesungen, herausgeg. von Rosenthal, Leipzig, 1871, S. 290): „Es kann als eine Regel aufgestellt werden, daß wenn zwei geistige Zustände häufig und lebhaft zusammen oder hintereinander hervorgerufen werden, die spätere Hervorbringung des einen genügt, um den andern hervorzurufen; und zwar geschieht dies, ob wir es wünschen oder nicht.“
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)