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des Gehirns, welche Eindrücke und Empfindungen von diesem Theile erhalten, in irgend einer unbekannten Weise zur Thätigkeit gereizt. Dies dürfte es erklären, daß ohne irgend welche locale Veränderung in dem Theile, auf welchen unsere Aufmerksamkeit ernstlich gerichtet ist, Schmerz oder eigenthümliche Empfindungen gefühlt oder verstärkt werden.

Wenn indessen dieser Theil mit Muskeln versehen ist, so können wir nicht sicher sein, wie Mr. Michael Foster gegen mich bemerkt hat, ob nicht irgend ein geringer Impuls unbewußterweise derartigen Muskeln übermittelt wird, und dies würde wahrscheinlich eine dunkle Empfindung in dem Theile verursachen.

In einer großen Zahl von Fällen, so bei den Speicheldrüsen und Thränendrüsen, dem Darmcanal u. s. w. scheint die Gewalt der Aufmerksamkeit entweder hauptsächlich oder, wie manche Physiologen glauben, ausschließlich darauf zu beruhen, daß das vasomotorische System in einer derartigen Art und Weise afffcirt wird, daß einer größeren Menge Blut gestattet wird, in die Capillargefäße des in Rede stehenden Theils einzuströmen. Diese vermehrte Thätigkeit der Haargefäße kann in manchen Fällen mit der gleichzeitig vermehrten Thätigkeit des Sensoriums combinirt sein.

Die Art und Weise, in welcher die Seele das vasomotorische System beeinflußt, kann in der folgenden Weise vorgestellt werden. Wenn wir wirklich eine saure Frucht schmecken, so wird ein Eindruck durch den Geschmacksnerven einem gewissen Theile des Sensoriums zugesendet. Dieses übermittelt Nervenkraft an das vasomotorische Centrum, welches in Folge hiervon den musculösen Wandungen der kleinen Arterien, welche die Speicheldrüsen durchziehen, gestattet zu erschlaffen. In Folge hiervon fließt mehr Blut in diese Drüsen, und diese sondern eine reichlichere Menge von Speichel ab. Nun scheint es keine unwahrscheinliche Voraussetzung zu sein, daß wenn wir intensiv über eine Empfindung[WS 1] nachdenken, derselbe Theil des Sensoriums oder ein nahe mit ihm zusammenhängender Theil desselben in einen Zustand von Thätigkeit versetzt wird, in derselben Weise, als wenn wir wirklich die Empfindung wahrnähmen. Ist dies der Fall, so werden dieselben Zellen im Gehirn, wenn auch vielleicht nur in einem geringern Grade, durch ein lebhaftes Denken an einen sauern Geschmack, sowie beim Wahrnehmen eines solchen erregt werden, und sie werden dann in dem einen Falle so gut wie in dem andern Nervenkraft


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Empfindnng
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/334&oldid=- (Version vom 31.7.2018)