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Bewunderung und die Liebe des andern höher als irgend etwas in der Welt werth halten, hat sich wahrscheinlich je um einander beworben ohne so manches Erröthen. Selbst die Barbaren des Feuerlandes erröthen nach Mr. Bridges „hauptsächlich in Bezug auf die Frauen, aber sicher auch über ihre eigene persönliche Erscheinung.“

Von allen Theilen des Körpers wird das Gesicht am meisten betrachtet und angesehen, wie es auch natürlich ist, da es der hauptsächlichste Sitz des Ausdrucks und die Quelle der Stimme darbietet. Es ist auch der hauptsächlichste Sitz der Schönheit und der Häßlichkeit und über die ganze Erde ist es der am meisten geschmückte Theil.[1] Es wird daher das Gesicht während vieler Generationen einer näheren und eingehenderen Selbstbetrachtung unterworfen gewesen sein als irgend ein anderer Theil des Körpers; und in Uebereinstimmung mit dem hier erwähnten Gesetze können wir einsehen, warum es am meisten dem Erröthen unterworfen ist. Obschon der Umstand, daß die Haargefäße des Gesichts und der benachbarten Theile den Temperaturveränderungen u. s. w. am meisten ausgesetzt gewesen sind, wahrscheinlich die Fähigkeit derselben sich zu erweitern und zusammen zu ziehen bedeutend erhöht hat, so wird dies doch an sich kaum erklären, warum diese Theile viel mehr als der übrige Körper erröthen; denn es erklärt die Thatsache nicht, das die Hände so selten erröthen. Bei Europäern prickelt der ganze Körper leicht, wenn das Gesicht intensiv erröthet, und bei denjenigen Menschenrassen, welche gewohnheitsgemäß fast nackt gehen, erstreckt sich das Erröthen über einen viel größeren Theil des Körpers als bei uns. Diese Thatsachen sind in einem gewissen Grade verständlich, da die Selbstbeachtung der Urmenschen ebenso wie derjenigen existirenden Rassen, welche noch immer nackt gehen, nicht so ausschließlich auf ihr Gesicht beschränkt gewesen sein wird, wie es bei den Völkern der Fall ist, welche jetzt bekleidet einhergehen.

Wir haben gesehen, daß in allen Theilen der Welt Personen, welche über irgend ein moralisches Vergehen Scham fühlen, geneigt sind, ihr Gesicht abzuwenden, niederzubeugen oder zu verbergen, unabhängig von irgend einem Gedanken über ihre persönliche Erscheinung. Die Absicht kann hier kaum die sein, ihr Erröthen zu verbergen,


  1. siehe für Belege über diesen Punkt: Die Abstammung des Menschen, 3. Aufl. Bd. II, S. 64, 321.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/320&oldid=- (Version vom 31.7.2018)