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werden kann. Das Erröthen ist bei allen arischen Nationen von Europa deutlich und in gewissem Grade auch bei denen Ost-Indiens. Aber Mr. Erskine hat niemals bemerkt, daß der Hals der Hindus entschieden davon ergriffen würde. Bei den Lepchas des Sikkim hat Mr. Scott häufig ein leichtes Erröthen auf den Wangen beobachtet, ferner an der Basis der Ohren und an den Seiten des Halses in Verbindung mit niedergeschlagenen Augen und einem herabgesenkten Kopfe. Dies ist eingetreten, wenn er irgend eine Falschheit bei ihnen entdeckt oder sie der Undankbarkeit beschuldigt hatte. Die blasse eigenthümlich bleiche Gesichtsfarbe dieser Leute macht ein Erröthen bei ihnen deutlicher als bei den meisten der andern Eingebornen von Indien. Bei den letzteren wird Scham, oder es könnte zum Theil auch Furcht sein, der Angabe Mr. Scott's zufolge viel deutlicher dadurch ausgedrückt, daß der Kopf abgewandt oder niedergebeugt wird, wobei die Augen hin und her schwanken oder nur von der Seite blicken, als durch irgend eine Farbenveränderung in der Haut.

Die semitischen Rassen erröthen leicht und stark, wie sich schon aus ihrer allgemeinen Ähnlichkeit mit den Ariern hätte erwarten lassen. So heißt es von den Juden beim Jeremias (Cap. 6, V. 15): „Wie wohl sie wollen ungeschändet sein und wollen sich nicht schämen (erröthen)“.[1] Mr. Asa Gray sah einen Araber, der sein Boot auf dem Nile sehr schwerfällig behandelte; und als er von seinen Begleitern ausgelacht wurde, „erröthete er vollständig bis in den Nacken“. Lady Duff Gordon bemerkt, daß ein junger Araber erröthete, als er in ihre Nähe kam.[2]

Mr. Swinhoe hat die Chinesen erröthen sehen, glaubt aber, daß dies selten ist. Doch haben sie den Ausdruck „vor Scham roth werden“. Mr. Geach theilt mir mit, daß die in Malacca niedergelassenen Chinesen und die eingebornen Malayen des Innern beide erröthen. Einige von diesen Leuten gehen nahezu nackt; Mr. Geach war daher vorzüglich auf die Ausdehnung des Erröthens abwärts aufmerksam. Mit Hinweglassung der Fälle, in denen nur das Gesicht erröthend gesehen wurde, beobachtete Mr. Geach, daß das Gesicht, die Arme und die Brust eines vierundzwanzig Jahre alten Chinesen vor Scham


  1. Die Luther'sche Übersetzung gibt das im Original stehende „Betroffensein“ richtiger wieder als die autorisirte englisthe Übersetzung.
  2. Letters from Egypt, 1865, p. 66. Lady Gordon irrt sich, wenn sie sagt, Malayen und Mulatten errötheten niemals.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/309&oldid=- (Version vom 31.7.2018)