Seine Zusammenziehung ist indessen kein unabänderlicher Begleiter der Furcht; denn der Muskel tritt wahrscheinlich niemals unter dem Einflusse äußersten, ertödtenden Schreckens in Thätigkeit.
Erweiterung der Pupillen. — Gratiolet hebt wiederholt hervor,[1] daß die Pupillen enorm erweitert werden, sobald äußerste Furcht empfunden wird. Ich habe keinen Grund, die Genauigkeit dieser Angabe zu bezweifeln, habe aber vergebens nach bestätigenden Belegen gesucht, den einen vorhin mitgetheilten Fall einer geisteskranken Frau ausgenommen, welche an großer Furcht litt. Wenn Dichter davon sprechen, daß die Augen stark erweitert worden seien, so vermuthe ich, daß sie die Augenlider meinen. Munro's Angabe,[2] daß bei Papageien die Regenbogenhaut durch die Leidenschaften afficirt wird, unabhängig von der Lichtstärke, scheint sich auf diese Frage zu beziehen. Professor Donders theilt mir indessen mit, daß er bei diesen Vögeln häufig Bewegungen der Pupille gesehen habe, welche sich aber, wie er meint, auf das Vermögen dieser Vögel, das Auge verschiedenen Entfernungen zu accomodiren, beziehen, in nahezu derselben Weise, wie sich unsere eignen Pupillen zusammenziehen, wenn unsere Augen zum Nahe-Sehen convergiren. Gratiolet bemerkt, daß die erweiterten Pupillen so erscheinen, als starrten sie in tiefe Finsternis. Ohne Zweifel ist die Furcht bei den Menschen häufig im Dunkeln erregt worden, aber kaum so oft oder so ausschließlich, daß es die Entstehung einer fixirten und associirten Gewohnheit erklären könnte. Angenommen, daß Gratiolet's Angabe correct ist, scheint es wahrscheinlicher zu sein, daß das Gehirn direct durch die gewaltige Erregung der Furcht afficirt wird und auf die Pupillen zurückwirkt; doch theilt mir Prof. Donders mit, daß dies ein äußerst complicirter Gegenstand ist. Ich will noch hinzufügen, da es möglicherweise Licht auf den Gegenstand wirft, daß Dr. Fyffe vom Netley-Hospital bei zwei Patienten beobachtet hat, daß die Pupillen während des Froststadiums eines Fieberanfalls deutlich erweitert waren. Prof. Donders hat auch häufig Erweiterung der Pupillen bei beginnenden Ohnmachten gesehen.
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/298&oldid=- (Version vom 31.7.2018)